Dienstag, 29. September 2015

Emily St. John Mandel - Das Licht der letzten Tage






Verlag: Piper Paperback
Seiten: 407
Erschienen: 14. September 2015
Preis: 14.99 Euro ( Ebook: 12.99 Euro )








Eine Grippewelle bricht aus und lässt in kurzer Zeit die Welt, wie wir sie kannten, zu einer Erinnerung werden. 99 % der Weltbevölkerung sterben. 

Elektrizität, warmes Wasser, Lebensmittel in Supermärkten kaufen, im Internet surfen, all diese Dinge gehören der Vergangenheit an. 
Aber es gibt Überlebende. Da wäre einmal die sogenannte 'Fahrende Symphonie', eine Gruppe von Leuten, die sich zusammengeschlossen haben, um in einer Theatergruppe in verschiedenen Siedlungen, die sich nach dem Zusammenbruch gebildet haben Shakespeare Stücke aufzuführen. 
Oder die Menschengruppe im Flughafen, die sich eine kleine Gesellschaft aufgebaut haben, um sich mit der neuen Welt irgendwie zu arrangieren. 
Sie alle haben aber eins gemeinsam: Sie haben nicht vergessen, wie wunderschön die frühere Welt war, und sie weigern sich zu akzeptieren, dass alles für immer verloren sein soll...

Niemand konnte ahnen, wie zerbrechlich unsere Welt ist.
Sehr sehr lange habe ich auf den Erscheinungstermin dieses Buches gewartet. Nicht nur das wunderschöne Cover ist mir sofort ins Auge gesprungen, sondern auch der Klappentext. Dieser lässt vermuten, dass es sich erst einmal um ein dystopisches Buch handeln muss aber "Das Licht der letzten Tage" ist noch so viel mehr. 
Genremäßig kann man es gar nicht eingrenzen, natürlich schafft eine Grippewelle, die fast die gesamte Menschheit dahin rafft klare dystopische Verhältnisse aber ist so eine Stimmung dann nicht auch hoffnungslos, düster und grau? 
Dann kann man den Roman von Emiliy St. John eigentlich nicht dazu zählen denn er trägt so viel Hoffnung und Energie auf jeder einzelnen Seite, dass ich mich beim Lesen manchmal nicht gewundert habe, dass genau in diesem Moment die Sonne herauskam und in meine Wohnung schien. 
In einer wunderschönen, manchmal melancholischen und poetischen Sprache strickt die Autorin den Erzählstrang um eine Hauptfigur, die bereits auf den ersten beiden Seiten stirbt. Doch durch Zeitsprünge in die Vergangenheit und Zukunft formt sich das Bild von Arthur, dem Schauspieler. Ein Mann, der viel in seinem Leben falsch gemacht hat aber doch das Herz am rechten Fleck hatte. 
Von ihm aus wird das Handlungsgerüst um eine Anzahl von Protagonisten ergänzt, die zwar alle eine völlig verschiedene Geschichte, vor und während des Zusammenbruchs, zu erzählen haben aber eben auch auf irgendeine Art und Weise mit Arthur verbunden sind. Und zu jedem einzelnen dieser Charaktere baut man sofort eine Beziehung auf. 
Wie die Autorin das schafft, kann ich gar nicht so genau sagen. Fest steht, dass Emily St. John Mandel mit ihrer genial konstruierten und einzigartigen Struktur in "Das Licht der letzten Tage" ein erzählerisches Meisterwerk gelungen ist. 
Und als wäre das noch nicht genug, schafft sie mit der Verbindung zu dem Graphic Novel 'Station Eleven' (übrigens handelt es sich hier um den englischen Titel des Romans) nicht nur eine künstlerische, sondern auch eine durchaus humorvolle Komponente in ihr Buch zu integrieren. 
Es war schon erstaunlich, wie all die klein gelegten Pfade, während der Geschichte, am Ende ineinander fügten und ein stimmiges Bild ergaben. 
"Das Licht der letzten Tage" ist ein sprach- und bildgewaltiges Buch, das mich unglaublich berührt hat und das ich so schnell nicht mehr vergessen werde. 
Eines meiner absoluten Jahreshighlights und das lange Warten definitiv wert. 

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