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Sonntag, 6. September 2015

Michel Houellebecq- Die Möglichkeit einer Insel






Verlag: rororo
Seiten: 445
Erschienen: 31. August 2005










"Die Möglichkeit einer Insel" erzählt von den beiden sogenannten Neo-Menschen Daniel24 und Daniel25. Neo-Menschen sind Klone, die geschaffen wurden, um die Unsterblichkeit zu sichern. Ungefähr 2000 Jahre, nachdem die Menschheit sich mit dieser bahnbrechenden Erfindung größtenteils selber ausgelöscht hat, blicken die beiden auf ihren genetischen Prototypen (Daniel1) und dessen Lebensbericht zurück:
Daniel1 ist von Beruf Entertainer, häuft damit eine Unmenge an Geld an und berichtet hauptsächlich von dem Glück, dass er zwei Frauen, in seinem Leben, lieben durften. Auf der einen Seite steht da Isabelle, die ihn bedingungslos liebt aber, aufgrund ihres fortschreitenden Alters, an Erotik verliert. Auf der anderen Seite steht wiederum die viel jüngere Esther, die zwar ein Übermaß an jugendlicher Schönheit zu bieten aber eben, wegen ihres jungen Alters, eine vorherrschende Distanz zum Thema 'Liebe' inne hat und demzufolge Daniel nicht lieben will.Dieser versucht zunächst diesen Umstand zu verdrängen und Esthers unbändigen Lebenswillen gerecht zu werden. Er sieht aber bald ein, dass dies, ironischerweise aufgrund seines nun fortschreitenden Alters, einfach nicht möglich ist. So scheitern im Endeffekt beide Beziehungen, wobei sich Daniel, schon während seiner Zeit mit Esther und besonders vor und nach ihrem Bruch, im Klaren darüber ist, dass dieses Ende zwangsläufig sein eigenes Lebensende mit sich ziehen wird. 
Parallel zu Daniels und Esthers Beziehung, erzählt Houellebecq von Daniels zwangsläufigem Eintritt in eine Sekte, namens 'Elohimiten', die fieberhaft an der der Umsetzung arbeitet den Menschen, nach seinem Tod, in einen genetisch veränderten Klon wieder zu erwecken. 

Michel Houellebecq ermöglicht, in seinem Roman, dem Leser einen Blick auf eine Gesellschaft, die unter einer immer währenden und nicht abzuwendenden Bedrohung leidet: 
Die Angst vor dem Alter. 
Beim Protagonisten Daniel1 äußert sich diese Angst, nur in Maßen, in Form einer faltigen Haut oder in der Verringerung des geistigen Leistungsvermögens, sondern viel eher in dem Verlust seiner Sexualität. Höchste Erfüllung kann dieser nur im sexuellen Bereich finden und als dieser ihm im Alter und besonders, während der Beziehung mit Esther, Grenzen aufzeigt, verbindet er das ganz natürlich mit dem baldigen Ende seines Lebens. Auch seine erste Liebe Isabelle, die die Angst vor dem Alter, viel mehr oder fast ausschließlich mit dem körperlichen Zerfall, verbindet, ist der Ansicht, dass sie diesen nur stoppen kann, wenn sie ihrem Leben ein Ende setzt. 
In einer gewissen Art und Weise soll, mit diesem Roman, unserer heutigen Gesellschaft, in der sich Daniel1 nun mal bewegt, der oft genannte und schon fast berühmte Spiegel vorgehalten werden. Ob nun der Großteil der Menschen Daniels und Isabelles radikale Beweggründe nachvollziehen oder sogar verstehen kann, sei mal dahingestellt. Fest steht nur, dass diese Geschichte fesselt und zwar in allen Belangen. Obwohl es mir persönlich manchmal schwer fiel das Buch von Houellebecq aufzuschlagen und weiterzulesen, konnte ich es doch dann stundenlang nicht aus der Hand legen. Dabei faszinieren nicht nur die Beschreibungen des Autors der verwüsteten und trostlosen Landschaft, die die Neo-Menschen in ferner Zukunft ausgesetzt sind, sondern auch die schon fast romantische Unüberwindlichkeit der Liebe vom Protagonisten Daniel1. Besonders in seinen Erzählungen über Esther, scheint die Liebe, in der beschriebenen Gesellschaft, keine große Rolle mehr zu spielen. Daniel1 wird konfrontiert mit Menschen, die diesem Prinzip abgeschworen haben, weil sie vermutlich glauben über der Liebe zu stehen. Doch bis zum Schluss von Daniels Lebensbericht, dessen Charakter zwar vom Zynismus und besonders am Ende vom Menschenhass geprägt war, kann dieser der Liebe doch nicht entsagen, auch wenn dieses Gefühl Einsamkeit, Leere und Schmerz bedeuten kann. 
Aber genau diese Unüberwindlichkeit besteht, zwar extrem genetisch manipuliert, aber sie besteht sogar 2000 Jahre über bis hinein in die völlig abgestumpften Empfindungen von Daniel24, der sich, nach der Lektüre vom Lebensbericht seines Prototypen, der natürlich auferlegten Einsamkeit seiner Existenz entzieht und sich auf die Suche nach der Möglichkeit einer Insel macht.

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