Wir betreten die Bibliothek irgendeiner amerikanischen Universität. Draußen ist es kalt und erste Schneeflocken fliegen in der Dämmerung an den großen Fenstern der Bibliothek vorbei. In einer besonders verwinkelten Ecke treffen wir auf einen jungen Mann namens Zachary. Neben ihm steht ein großer wackliger Bücherstapel, und vor ihm noch ein weiterer. Sofort wird klar, Zachary liebt Bücher, doch gerade blättert er mit großen glänzenden Augen in bloß einem einzigen Buch. Schon auf dem ersten Blick unterscheidet es sich von den anderen Büchern in der Bibliothek und auch, dass es ohne Signatur ist, macht es noch ein bisschen mysteriöser, doch das größte Geheimnis soll Zachary erst später herausfinden, als er erkennt, dass er in "Süßes Leid", so lautet der Titel des Buches, seine eigene Geschichte zu lesen bekommt. Für Zachary beginnt ein fantastisches Abenteuer.
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Mittwoch, 23. September 2020
Erin Morgenstern - Das sternenlose Meer
Verlag: Blessing
Seiten: 640
Erschienen: 25. Mai 2020
Preis: 22 Euro (Ebook: 17.99 Euro)
Es mag sein, dass Zachary die Hauptfigur in "Das sternenlose Meer" von Erin Morgenstern verkörpert, doch in Wahrheit ist er die Spitze eines verwinkelten, in vielen Richtungen aufgebautes, aufeinander gestapeltes, fantastisches und großartig aufgebautes Erzählkonstrukt, das an wunderbarer Erzählkunst nicht mehr zu überbieten ist. Allein der Haupthandlungsstrang ist so wunderbar fantasievoll und voller neuen Ideen, dass man jeden Weg, den Zachary geht mit großen Augen verfolgt und es nicht mehr erwarten kann, weiter zu blättern.
Doch dann sind da noch die vielen Nebengeschichten, scheinbar wahllos zusammengewürfelt, die immer wieder die Haupthandlung unterbrechen, aber meistens mit dem sternenlosen Meer in Verbindung stehen, genau wie Zacharys Erzählstrang. Allen voran geht die kurze Geschichte von Schicksal und Zeit, die Zachary zu Beginn des Buches erzählt bekommt und mit dessen Motive und Symbole es man immer wieder im Verlauf zu tun bekommt.
Doch, was ist diese Autorin bloß für eine großartige Erzählerin? Was für wunderbare Geschichten sie in "Das sternenlose Meer" vereint, die sofort ins Herz gehen und mit deren Worte man sich am liebsten zudecken möchte. Und scheinbar wahllos zwischen die Seiten geschoben, ergeben sie doch mit jeder weiteren gelesenen Seite immer mehr Sinn und verweben sich langsam mit der Haupthandlung.
Wie viele andere Leserinnen und Leser, die in das sternenlose Meer getaucht sind, habe auch ich mich einstweilen ein bisschen verloren gefühlt in den vielen Geschichten mit den unzähligen Hintertüren und Symbolen, und auch am Ende des Buches fühlte ich mich mit vielen offenen Fragen alleine gelassen, doch zusammenfassend war "Das sternenlose Meer" eine großartige und vor allem einzigartige Leseerfahrung. So etwas wie Erin Morgensterns Nachfolger des Bestsellers "Der Nachtzirkus" habe ich zuvor noch nie lesen dürfen. Dazu sprüht dieses wunderbare Buch auch noch dazu von einer unbändigen Liebe zum geschriebenen Wort. Alles in "Das sternenlose Meer" ist voller Geschichten und Bücher und Katzen, die fast schon obligatorisch zu unzähligen Regalreihen voller Bücher und dem Lesen dazugehören und ein bisschen die heimlichen Stars des Buches sind. Aber nicht nur die Liebe zu Büchern wird hier thematisiert, sondern auch die Liebe allgemein, die man fast durchgehend in der Geschichte findet. An jeder geheimnisvollen und verwinkelten Ecke leuchtet sie einem entgegen und beweist immer wieder, was für eine große Macht sie besitzt und dass sie Raum- und Zeitgrenzen überwindet.
Wer Fantasy liebt und dazu noch eine Schwäche für besondere Bücher besitzt, der muss "Das sternenlose Meer" im Bücherregal stehen haben, denn vielleicht ist es genau das besondere Buch, diese magische und besondere Geschichte, die auch Zachary in "Süßes Leid" im Bücherregal gefunden hat.
Seid ihr bereit für ein großes Abenteuer?
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