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Montag, 10. August 2020

Lesemonat Juni

 


Hallo lieber komplett verspäteter Lesemonat Juni. Ja, manchmal kommt das Leben dazwischen und einige Blogbeiträge müssen warten. Aber glücklicherweise kann man alles nachholen und aus diesem Grund reiche ich heute meinen Lesemonat Juni nach. Im Juni habe ich insgesamt acht Bücher gelesen mit 3426 Seiten. Zwei Monatshighlights waren dabei, die kommen aber zum Ende des Lesemonats. Dann sind die Fakten geklärt, los geht's.

Das erste Buch kommt von Philippe Lancon. Der Autor saß in der Redaktion der französischen Satirezeitung 'Charlie Hebdo', als diese von Terroristen überfallen wurde und zwölf Menschen getötet wurden. In "Der Fetzen" erzählt Lancon, der bei dem Anschlag schwer verletzt wurde, seinen langen Weg zurück in ein Leben, das die Gesellschaft als 'normal' bezeichnet. Doch für den Journalisten wird schnell klar, dass sein Leben nie wieder normal sein wird. Unfassbar intensiv und manchmal schwer zu ertragen schreibt der Autor, aber gerade deswegen ist dieses Buch so wichtig, weil es die Wahrheit erzählt. Schonungslos und ehrlich.

Weiter ging es im Juni mit dem Buch "Das Geheimnis von Shadowbrooks" von Susan Fletcher. In der Geschichte geht es um eine junge Frau Clara, die eine Einladung in den Süden Englands erhält. Sie soll das Gewächshaus vom Anwesen Shadowbrooks ausstatten und macht sich auf dem Weg aus den grauen und regnerischen London in den malerischen Süden. Doch auf dem Anwesen angekommen, merkt Clara schnell, dass irgendetwas nicht stimmt in diesem großen Haus. Die Haushälterinnen verhalten sich seltsam und der Hausherr, der die Einladung ausgesprochen hat, lässt sich überhaupt nicht blicken. Und dazu offenbart sich Clara noch ein Geheimnis, auf Shadowbrooks soll ein Geist umgehen. 
Von der ersten Seite an habe ich mich von der Geschichte unglaublich unterhalten gefühlt und manchmal, das muss ich zugeben, habe ich mich auch wirklich gegruselt, wenn es um die Geistergeschichte gegangen ist. Vor allem aber hat mir die Hauptfigur gefallen, die mich zwischendurch immer wieder an die Bronte Charaktere erinnert hat. Ein alles in allem wirklich gelungener Roman.

Das nächste Buch war ein bereits von mir lang erwartetes Prequel der Tribute von Panem Reihe. "Das Lied von Vogel und Schlange" von Suzanne Collins. In der Geschichte erzählt die Autorin das Leben des Präsidenten von Panem in Katniss Everdeens Zeit: Coriolanus Snow. Und das war wahnsinnig interessant, erst einmal überhaupt ein Blick in ein Panem zu bekommen, dass etliche Jahre vor Katniss Hungerspielen existiert und gerade frisch aus dem Krieg der Rebellen kommt. Es war interessant, weil es in diesem Buch völlig andere Hungerspiele statt finden und am meisten interessant war die Tatsache, dass wir einen, zumindest zu Beginn der Geschichte, charakterlich völlig anderen Snow kennen lernen, der mühelos den gesamten Plot tragen kann. Auch, wenn "Das Lied von Vogel und Schlange" einige Längen hat, bin ich doch von dem Prequel völlig überzeugt, weil es einen ganz anderen Blickwinkel öffnet.

Weiter ging es im Juni mit dem Buch von C.A. Fletcher. In "Ein Junge, sein Hund und das Ende der Welt" betreten wir eine fast entvölkerte Welt, in der der Protagonist sich auf eine lange Reise macht seinen Hund wiederzufinden, der ihm nach einer List gestohlen wurde. C.A. Fletchers Buch ist eine stille Geschichte über das, was im Leben wirklich wichtig ist in einer Welt, die sich die Natur längst zurückgeholt hat. Mit dem Ende hätte ich dann überhaupt nicht gerechnet und auch wenn der Roman ebenfalls ein paar Längen hat, wurde ich doch bestens unterhalten. 

Der Monat ging weiter mit dem Buch von Edna O'Brien. In "Das Mädchen" wird die Geschichte von Maryam erzählt, die aus ihrer nigerianischen Schule von Boko-Haram Kämpfern an einen unbekannten Ort entführt wird und dort die Hölle einer Gefangenschaft durchleben muss. Mit ihrer Freundin Buki gelingt ihr schließlich die Flucht und nun muss sie sich ihr Leben zurückkämpfen und das beschreibt die Autorin mit einer unglaublichen Empathie und Feinfühligkeit. "Das Mädchen" ist ein Buch über Gewalt gegen Frauen und ihre Fähigkeit diese immer und immer wieder zu überwinden. Pflichtlektüre!

Nachdem ich zuletzt einen Ausflug in das Genre des Liebesromans unternommen
und ein Reread von 'Kirschroter Sommer' gestartet habe, ging es weiter mit dem zweiten Teil von Carina Bartsch. In "Türkisgrüner Winter" wird die Liebesgeschichte zwischen Emily und Elyas weiter erzählt und wie beim ersten Lesen hat mir der zweite Teil wesentlich besser gefallen, als der Erste. Möglicherweise, weil die Geschichte sehr viel mehr ins Detail ging, als noch im ersten Roman, der nur an der Oberfläche kratzte und auch, weil die Charaktere viel zugänglicher wurden und auch oft weniger nervig. Zusammenfassend war das Ganze ein gelungenes Reread, das mich dazu noch gebracht hat auch den kürzlich erschienenen dritten Teil der Reihe lesen zu wollen. 

Kommen wir nun zu meinem ersten Monatshighlight. "1000 Serpetinen Angst" von Olivia Wenzel ist ein intensiver Debütroman, eine unfassbar wichtige Geschichte und ein Fest der Selbstreflexion. Es geht um Rassismus im Alltag, immer und überall. Es ist ein Monolog, ein Frage und Antwort Spiel. Es ist wirr und meistens ohne roten Faden, es ist ungewöhnlich und ein Buch, das man aus vielen verschiedenen Gründen nicht so schnell vergessen wird. Manche Sätze möchte man sich ausschneiden und an die Wand hängen. Ein Buch, das man unbedingt, unbedingt lesen sollte. 

Das letzte Buch und das zweite Monatshighlight kommt von Franka Frei und heißt "Periode ist politisch". Für mich kam das Lesen dieses Buches ein bisschen einer Offenbarung gleich. Sooft habe ich mich in Franka Frei's Worten wiedergefunden, ich habe mich ertappt aber gleichzeitig verstanden gefühlt. Ich habe es alles gefühlt, jede einzelne Seite und gespürt, wie die Revolution losgebrochen wurde. Franka Frei spricht darüber, welche Folgen es haben kann weiterhin nicht offen über die Periode zu sprechen. Und diese Folgen sind weitreichender, als sich irgendjemand vorstellen kann. Sie betreffen nicht nur den Alltag von menstruierenden Menschen, sondern auch die gesamte Gesellschaft. Wie oft ich zwischen den Zeilen genickt und mich einfach verstanden gefühlt habe, ich kann es nicht zählen. "Periode ist politisch" ist ein Buch, das wirklich JEDER lesen sollte. 

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