Freitag, 12. Januar 2018

Bernhard Schlink - Olga




Verlag: Diogenes
Seiten: 319
Erschienen: 12. Januar 2018
Preis: 24 Euro (Ebook: 20.99 Euro)





"Eine Frau, die kämpft und sich findet, ein Mann, der träumt und sich verliert. Leben zwischen Wirklichkeit, Sehnsucht und Aufbegehren. 
Vom späten 19. bis zum frühen 21. Jahrhundert, von Deutschland nach Afrika und in die Arktis, von der Memel an den Neckar - die Geschichte einer Liebe, verschlungen in die Irrwege der deutschen Geschichte."
(Quelle: Diogenes)

Schon als ich zum ersten Mal von Bernhard Schlink's neuem Roman "Olga" gehört habe, wusste ich, dass ich dieses Buch lesen musste. Manche Geschichten warten ewig darauf erzählt zu werden. Ich bin sehr dankbar, dass der Autor Olgas Geschichte erzählt hat. 
Noch jetzt fällt es mir sehr schwer diesen Roman irgendwo einzuordnen, ihm ein Etikett zu verpassen oder in eine Schublade zu stecken, denn das ist bei "Olga" eigentlich nicht möglich. 
Es ist die Lebensgeschichte einer Figur, die zwar fiktiv ist, aber eine so unglaubliche Authentizität und eine beeindruckende Tiefe verkörpert, dass Olga auch wirklich hätte gelebt haben können. Es ist die Geschichte einer unglaublich starken Persönlichkeit einer Frau, die trotz aller Schicksalsschläge, die ihr das Leben vor die Füße wirft, weiter ihren Weg geht, scheinbar immer nur wegsteckt und trotzdem noch immer ein warmes Lächeln für ihre Mitmenschen übrig hat.
Aber am intensivsten lebt die Geschichte und auch ihre Protagonistin von der Liebe. Einer Liebe zu einem Mann, die nie sein durfte und doch so umwerfend und alles umfassend ist, dass es weh tut, dass man die Momente, wenn Olga von ihrem Liebsten getrennt ist so intensiv nach empfindet, dass alles andere zu verblassen scheint. Und leider gibt es viel zu viele von diesen Momenten in der Geschichte.
Bernhard Schlink hat es geschafft, eine beeindruckende Tiefe in bloß wenigen Seiten zu stecken. Auch seine Art und Weise des Erzählens muss an dieser Stelle besonders lobend hervorgehoben werden. Denn "Olga" wird tatsächlich nicht nur aus ihrer Sicht erzählt, sondern auch andere Figuren kommen zu Wort. Figuren, die in Olgas Leben eine besondere Rolle gespielt haben und immer noch spielen. Diese anderen Erzähler berichten von ihrem Lebensweg, den diese beeindruckende Frau gekreuzt hat. 
Das unmittelbare Ende der Geschichte war dann für mich persönlich noch einmal ein kleines Highlight, weil sich das ganze Buch plötzlich in einen Briefroman verwandelt und für mich damit den perfekten Abschluss bildet. 
Auch ich bin sehr froh, dass ich das Glück hatte Olga kennen lernen zu dürfen, auch wenn es nur zwischen den Seiten geschah. Aber da es sich hier sowieso um meinen Lieblingsplatz handelt, kann ich nur jedem ans Herz legen, diese Begegnung mit einer besonderen Frau ebenfalls so schnell wie möglich zuzulassen. Man wird sie nämlich nicht mehr so schnell vergessen. 

"Mein Lieber, letztes Jahr wolltest du vor Weihnachten zurück sein, dieses Jahr wollten es die Soldaten. Auf Euch Männer ist kein Verlass."

Mittwoch, 10. Januar 2018

Lesemonat November

Liebe Bücherfreunde, es ist so weit. Ich hinke bei den Lesemonaten wieder hinterher und präsentiere ich euch heute voller Stolz, meinen Lesemonat November. Im November habe ich insgesamt acht Bücher gelesen, eines davon war allerdings ein Vorabexemplar, über das ich noch nicht reden darf. Ihr dürft euch aber schon einmal freuen. Ein Highlight bei den Büchern, die ihr oben seht, war dabei. Das kommt allerdings wie immer zum Schluss. 
Dann haben wir jetzt genug über die Fakten geredet, los geht's!
Das erste Buch aus dem Lesemonat November kommt von Krystal Sutherland. Ich muss zugeben, im Vorfeld habe ich gedacht, dass "Unsere verlorenen Herzen" eine typisch kitschige Teenieliebesgeschichte ist, aber weit gefehlt. Die Geschichte um den Protagonisten Henry kommt ganz ohne Kitsch aus und ist eine überraschend tiefgründige und liebenswerte Story geworden. Die Charaktere sind etwas ganz Besonderes und bleiben auch lange nach dem Lesen im Gedächtnis. Wer nun neugierig auf "Unsere verlorenen Herzen" geworden ist, ich habe zu diesem wundervollen Büchlein eine Rezension geschrieben. 
Das nächste Buch kommt von der Alleskönnerin Cara Delevingne. Man kennt sie bereits als Model und Schauspielerin, mit "Mirror Mirror" hat sie ihren ersten Roman veröffentlicht. Das Buch gehörte zu meinen wenigen Buchmesse Neuzugängen und ich war sehr gespannt auf die Geschichte, da der Klappentext nicht wirklich viel Einblick in die Handlung gab. Auch hier wurde ich schlussendlich überrascht, da die Geschichte eine unglaubliche Tiefe besitzt, die während der gesamten Lektüre anhält. Obwohl mir der Einstieg in die Handlung unglaublich schwer gefallen ist und ich schon kurz davor war das Buch wegzulegen, habe ich dann doch die letzten zweihundert Seiten am Stück gelesen. "Mirror Mirror" ist eine unglaublich intensive Geschichte über Freundschaften, die am Ende immer zu den wichtigsten Dinge im Leben gehören.
Weiter ging es im November mit dem neusten Werk von Marie Graßhoff. "Die Schöpfer der Wolken" stand schon seit ich zum ersten Mal die ungefähre Inhaltsbeschreibung gelesen habe auf meiner Wunschliste. Als ich das Buch dann auf der FBM entdeckt habe, musste ich es so schnell wie möglich in meinen Besitz bringen und dann auch lesen. Und ich wurde nicht enttäuscht. "Die Schöpfer der Wolken" ist ein komplexes und großartiges Science-Fiction- Fantasy Epos, das man allerdings nicht unterschätzen darf. Bei der Geschichte muss man dran bleiben, damit man die ganze Handlung auch in ihrem vollem Umfang erfassen kann. Wer neugierig geworden ist, auch zu diesem Buch habe ich eine Rezension geschrieben.
Nachdem ich im vergangenen Jahr gelernt habe, dass ein Gedichtband, namens "The princess saves herself in this one" durchaus in der Lage sein kann, eine ganze Fülle an Emotionen bei mir hervorzurufen, musste ich natürlich auch die Gedichte von Rupi Kaur lesen. "Milk and honey" hat mich zwar nicht so sehr zum Weinen gebracht wie noch Amanda Lovelace, allerdings war ich nicht minder beeindruckt, wie bloß wenige Worte so viel ausdrücken können. Ich bin allerdings der Meinung, dass man "Milk and honey" unbedingt im Original lesen sollte, da das Englische viel besser vermitteln kann, was Rupi Kaur mit ihren Gedichten vermitteln möchte. Ihr glaubt, Poesie ist nichts für euch? Diese beiden Bücher werden euch vom Gegenteil überzeugen. 
Das nächste Buch aus dem Lesemonat November kommt von Marissa Meyer und ist der dritte Band ihrer Luna Chroniken. Obwohl der zweite Band schon länger her ist, war ich sehr schnell wieder in dieser besonderen und dystopischen Welt angekommen. Genau wie die beiden Vorgänger, knüpft auch "Wie Sterne so golden" an die Märchenadaptionen an. Und das macht die Autorin so verdammt originell, dass man, als Leser, eigentlich nur beeindruckt sein kann. Das nächste Abenteuer aus den Luna Chroniken steuert langsam aber sicher auf das große Finale zu, auf das ich mich im vierten und finalen Band freuen kann, das 2018 auf meiner Leseliste steht. Immer noch eine Reihe, die mir unheimlich gut gefällt. 
Weiter ging es im November mit einem Buch, das mir ebenfalls auf der Frankfurter Buchmesse ins Auge gesprungen ist. "Timeless - Retter der verlorenen Zeit" ist allein schon wegen seiner Aufmachung unglaublich auffällig und das geht auch im Inneren des Buches weiter. Das Buch von Armand Baltazar besitzt über hundert Illustrationen, die der Autor selbst kreiert hat und die die gesamte Geschichte tragen. Allerdings macht auch die Handlung einiges her, da sie unglaublich actionreich ist und den Leser atemlos durch die Seiten fliegen lässt.Ich freue mich schon sehr auf die restlichen Bände und kann es ausnahmslos empfehlen. Wer es noch etwas genauer haben möchte, auch zu 'Timeless' habe ich eine Rezension geschrieben.
Kommen wir zum Schluss zu meinem absoluten Highlight aus dem November und mittlerweile auch des Lesejahres 2017. "Das Genie" von Klaus Cäsar Zehrer ist eine fiktive Geschichte über das real existierende Harvard Wunderkind William James Sidis, der Anfang des zwanzigsten Jahrhunderts geboren wurde. Angefangen bei Williams Vater, ein bekannter Psychologe, der seinen Sohn nach einer speziellen Methode erzogen hat, die beweisen soll, dass wirklich jedes Kind zum Genie werden kann, bis hin zu dem exzentrischen Wunderkind, ist "Das Genie" eine großartige und unglaublich intensive Geschichte geworden, die ich, auch wenn das Buch ziemlich dick ist, in wenigen Tagen gelesen habe. "Das Genie" ist besonders und ungewöhnlich auf jeder einzelnen Seite. Unglaublich, was William James Sidis für ein beeindruckender Mensch gewesen ist. Ich bin überzeugt, dass man nach der Lektüre eine andere Sicht auf die Dinge hat. Auch zu "Das Genie" habe ich eine Rezension geschrieben.

Das war er auch schon wieder. 
Mein Lesemonat November. Wieder einmal waren tolle Bücher dabei, vielleicht kennt ihr bereits einige davon oder habt auch schon was gelesen. Lasst es mich in den Kommentaren wissen. 

Lisa. 

Dienstag, 2. Januar 2018

Leila Slimani - Dann schlaf auch du





Verlag: Luchterhand 
Seiten: 226
Erschienen: 21. August 2017
Preis: 20 Euro (Ebook: 15.99 Euro)






Der Albtraum eines jeden Elternpaares. 
Stellen Sie sich vor, sie vertrauen das Wichtigste auf der Welt einer fremden Person an und dann geschieht das Unfassbare. 
Myriam und Paul sind eigentlich mit ihren zwei kleinen Kindern Adam und Mila glücklich. Doch als sich der Alltag einschleicht, bemerkt Myriam, dass ihr etwas in ihrem Leben fehlt. Sie möchte in ihren Beruf zurück und nach langem Überlegen entschließt sich das Paar eine Nanny für ihre Kinder einzustellen. Louise scheint zunächst die Erfüllung all ihrer Träume zu sein. Sie ist zuverlässig und die Kinder lieben sie. Doch nach und nach zeigen sich immer mehr Eigenarten und Merkwürdigkeiten in Louises Verhalten, bis es schließlich zur Katastrophe kommt...

Über "Dann schlaf auch du" von Leila Slimani habe ich im Vorfeld der Lektüre schon einiges gelesen und gehört. Umso gespannter war ich dann selbst in die Geschichte einzutauchen und erlebte einen unfassbar intensiven Plot, der das Buch zu einem absoluten Pageturner machte.
Dass die Seiten nur so dahin flogen, ist aber schon deswegen so beeindruckend, weil die Katastrophe der Geschichte bereits am Anfang eintritt. Danach wird der Handlungsstrang teilweise in Rückblicken und teilweise mit Abschnitten aus der unmittelbaren Gegenwart erzählt. Der Vorteil dieser Art des Erzählens entfaltet sich auf zweierlei Weise. Zunächst ist der Leser atemlos gespannt zu erfahren, wie es zu dem Ereignis kommen konnte, das bereits im ersten Kapitel ausführlich erläutert wurde und des weiteren baut sich der Gesamteindruck von der Figur 'Louise' unglaublich detailreich auf. Der Leser fungiert gleichsam als eine Art Beobachter und als Detektiv, der in den kleinsten Ungereimtheiten in Louises Verhalten bereits das unmittelbare Nahen der Katastrophe erkennt. Dabei muss die Umschreibung "klein" noch einmal hervorgehoben werden, denn "Dann schlaf auch du" ist eine Geschichte, die sich unglaublich langsam aufbaut, aber eine so ausgeprägte Intensität besitzt, dass man spürt, wie das Herz immer schneller schlägt und sich polternd seinen Weg zum Ende der Geschichte bahnt. 
Die schlussendliche Auflösung der ganzen Geschichte hat mich zunächst wahnsinnig frustriert. Nach langem Nachdenken bin ich dann aber zu der Überzeugung gelangt, dass vor allem das Ende passend gewählt wurde und auch mögliche Motive der handelnden Personen glaubwürdig dargestellt wurden. Der anfängliche Frust war wohl allein der nicht zu leugnenden Tatsache geschuldet, dass man die Geschichte so intensiv nachempfunden hat, dass man fast schon neben den handelnden Figuren stand, um ihnen dabei zuzusehen, wie sie langsam aber sicher auf ihr persönliches Unglück zusteuern. 
Auch wenn sich "Dann schlaf auch du" im äußerlichen Eindruck als Roman tarnt, versteckt sich in seinem Inneren ein hoch brisanter und gut konstruierter Thriller, der nach meiner Ansicht auch nichts für schwache Gemüter ist. Man liest "Dann schlaf auch du" mit einem unbehaglichen Gefühl im Bauch, das, während die Lektüre voran schreitet, immer mehr zunimmt. 
Unheimlich gut erzählt und spannend geschrieben, obwohl die Grundstimmung eher leise und harmlos wirkt, schleicht sich das Grauen langsam und allmählich ein, um den Leser am Schluss vollends zu umhüllen.