Freitag, 22. Februar 2019

Marie Rutkoski - Spiel der Macht (Die Schatten von Valoria)





Verlag: Carlsen
Seiten: 368
Erschienen: 28. September 2018
Preis: 19.99 Euro (Ebook: 9.99 Euro)










Kestrel ist die Tochter des ranghöchsten Generals von Valoria. Sie lebt umsorgt, meist von dem Volk der Herranis, die ihr Vater versklavt hat und die seitdem als Diener der Valorianern leben, in einem großen Herrenhaus. 

Ihr ganzes Leben dreht sich um die Frage, was mit Kestrel und ihrem weiteren Weg passiert. Es bleiben ihr zwei Möglichkeiten: Entweder sie tritt in den Stand der Ehe ein oder sie wird zur Soldatin in der Armee ihres Vaters, der alles dafür tun will, dass sein Volk, die Valorianer, an der Macht bleiben.
Als Kestrel bei einem Marktbesuch in einen Sklavenverkauf gerät, kann sie nicht anders als bei Arin mit dem seltsamen Gesichtsausdruck mitzubieten und das so lange, bis sie den Zuschlag für den jungen Mann bekommt, der trotz seines gegenwärtigen Status den Stolz in seinen Augen nicht verloren zu haben schien. Fortan lebt Arin als Kestrels persönlicher Diener immer in ihrer Nähe und es scheint, als ob die beiden sich auch immer näher kommen würden. Doch trotzdem bleibt da etwas Verschlossenes in Arins Augen, das Kestrel nicht ergründen kann. 
Denn Arin hat ein Geheimnis. Ein Geheimnis, dass das Leben beider für immer verändern wird...

Im Auftakt der "Spiel der Macht" Reihe "Die Schatten von Valoria" von Marie Rutkoski treffen ein herrschendes und ein versklavtes Volk aufeinander. Im Fokus dieses Aufeinandertreffens stehen zwei junge Menschen, die ihre Liebe zueinander entdecken, die aufgrund der offensichtlichen Feindschaft beider Völker nicht sein darf. Dieses literarische Motiv funktioniert, wie wir wissen, bereits seit Shakespeares Zeiten. Der erzählerische Handlungsaufbau im Stile 'Romeo und Julia' mit einer Liebe, die nicht sein darf, gab es bereits in unzähligen Variationen, sei es auf gedrucktem Papier oder auf bewegtem Bild. Irgendwann könnte man also meinen, dass diese Erzählstrategie ihren Zenit bereits überschritten hat. Doch, wie sooft davor, funktioniert sie auch bei Marie Rutkoski, vor allem, weil die Autorin den Blickwinkel nicht auf die verzweifelte und hoffnungslose Leidenschaft der beiden Liebenden legt, sondern die innere Zerrissenheit der jungen weiblichen Protagonistin in den Vordergrund stellt. 
Zugegeben, "Die Schatten von Valoria" braucht einiges an Anlauf, um richtig unterhaltsam zu werden und zu Beginn gab es einige Momente, in denen ich nicht nur einmal die Augen verdreht habe, weil die Handlung sich auf der Stelle bewegte und auch gerne in den klassischen Kitsch abrutschen wollte, doch kurz nach dem ersten Drittel wurde es Seite um Seite besser und der Handlungsverlauf hielt dann sogar einige Überraschungen bereit, mit denen ich nicht gerechnet hatte. Und wie bereits erwähnt, hat mir hierbei der innere Zwiespalt von Kestrel am besten gefallen. Der Autorin ist es hervorragend gelungen die widersprüchlichen Gefühle gegenüber Arin einzufangen, aber doch auch die nicht zu leugnende Anziehungskraft herauszuarbeiten, die zwischen den beiden Protagonisten besteht. Auch die Beziehung zu ihrem Vater besteht hauptsächlich aus Widersprüchlichkeiten und erzwungenen Kompromissen, obwohl ich mir hierbei noch ein bisschen mehr Tiefe gewünscht hätte, da Kestrels Beziehung zu ihrem Vater im ersten Band der "Spiel der Macht" Reihe bloß angekratzt wurde. Aber dieser Konflikt, so hoffe ich zumindest, bietet wahrscheinlich reichlich Stoff für die Nachfolgebände. 
Auch der lesereigene Zwiespalt wurde im Verlauf der Geschichte immer wieder herausgefordert, weil man eigentlich nie wusste, wem man jetzt eigentlich genau seine Sympathien geben möchte. Da steht auf der einen Seite Kestrel, die Tochter, deren Vater ein ganzes Volk versklavt hat, die aber einfach nur oft wie eine Spielfigur wirkt, die auf dem Feld immer hin und hergeschoben wird. Auf der anderen Seite seht Arin, als versklavter Junge, der früh seine Eltern verloren hat, als tragische Figur der Geschichte, der aber immer eine Verschlagenheit in seinen Zügen besitzt und ein doppeltes Spiel zu spielen scheint. 
Zusammenfassend kann man festhalten, dass Marie Rutkoski mit "Die Schatten von Valoria" ein gelungener Auftakt ihrer "Spiel der Macht" Reihe gelungen ist. Ein gerissenes Katz-und-Maus-Spiel, bei dem man nie weiß, wer die Zügel in der Hand hält.
Ich freue mich sehr auf den nächsten Teil. 

Dienstag, 12. Februar 2019

Lesemonat Januar


Besser spät als nie, kommt hier mein Lesemonat Januar. 
Zu Anfang des Jahres habe ich richtig losgelegt und insgesamt zehn Bücher gelesen, wovon eines allerdings eine Graphic Novel war. Insgesamt waren es 3644 Seiten. Die Genres waren - wie immer bei mir eigentlich -  bunt gemischt. 

Begonnen hat der Lesemonat mit dem dritten Teil der für mich großartigen Graphic-Novel Reihe "Paper Girls". Für mich hat sich durch dieses einzigartige Science-Fiction Abenteuer die Welt der Graphic-Novels und Comics etwas mehr geöffnet. Immer öfter ertappe ich mich dabei, wie immer mehr von diesen auf meiner Wunschliste landen. Kein Wunder also, dass die "Paper Girls" der Vorreiter waren. Ich freue mich riesig auf die verbleibenden zwei Teile.

Weiter ging es mit dem zweiten Gedichtband von Rupi Kaur "The sun and her flowers". Wieder einmal ein wunderschöner Beweis, wie viel mit Worten möglich ist. Ich freue mich übrigens sehr darüber, dass immer mehr englische Gedichtbände nun ins Deutsche übersetzt werden, obwohl ich immer noch der Meinung bin, dass man diese im Original lesen sollte. Aber für die, die es nicht können, ist es eine tolle Möglichkeit ebenfalls in die Welt der Poesie dieser sehr talentierten Frauen einzutauchen. 

Das nächste Buch stand schon lange auf meiner Wunschliste. Ich habe mich sehr auf "Jeder von uns ist ein Rätsel" von A.J. Steiger gefreut und es war auch sicherlich eine tolle Geschichte. Warum das Buch allerdings sich nicht in mein Herz schleichen konnte, erfahrt ihr in meiner Rezension.
"Bird Box" von Josh Malerman lag im Gegensatz schon viel zu lange auf meinem Stapel ungelesener Bücher. Als nun die Verfilmung nach Netflix kam, habe ich mich entschlossen die Geschichte davon zu befreien und habe es nicht bereut. "Bird Box" ist wahnsinnig spannend, intelligent und intensiv geschrieben. Man fliegt durch die Seiten und manchmal blickt man sich auch verstohlen um, denn war da nicht gerade ein Geräusch?

"Stella" von Takis Würger gehörte zu den Büchern, auf die ich mich 2019 wahnsinnig gefreut habe. Im Nachhinein wird zu viel über dieses Buch geredet, zu viel diskutiert und es somit auch immer wieder in den Mittelpunkt gerückt. Ich finde diesen Rummel hat das Buch nicht verdient, weil es schlichtweg im Endeffekt bloß "nur" eine Liebesgeschichte ist, die mit einem brisanten historischen Stoff ausgestattet wurde. Warum gerade dieser Stoff gewählt wurde und die Geschichte somit zwangsweise in Zusammenhang mit der Figur der "Stella Goldschlag" gebracht wurde, mag der Intention den Autoren überlassen sein. 

Ich traue es mich fast nicht zu schreiben, aber auch das nächste Buch aus dem Lesemonat Januar gehört eher zu den Enttäuschungen des Monats. Leigh Bardugos "Das Lied der Krähen" fande ich großartig. Das Thema, die Figuren, die schlussendliche Umsetzung haben mir so gut gefallen und dementsprechend gespannt war ich auf die Fortsetzung des Zweiteilers "Das Gold der Krähen". Leider muss ich sagen, dass für mich in der Geschichte einfach nichts passiert. Es baut sich nicht wirklich eine Handlung auf und das hat dazu geführt, dass ich nicht nur sehr lange für das Buch gebraucht habe, sondern mich an vielen Stellen auch wirklich quälen musste. Das Ende hat es dann wieder herausgeholt und der alte Krähen Flair hat sich wieder eingestellt. Aber zusammenfassend habe ich mir einfach mehr erhofft.

Das nächste Buch war dann ein echtes Highlight. Meg Wolitzer's "Die Ehefrau" kam wohl auch deswegen auf meine Leseliste, weil die Verfilmung "Die Frau des Nobelpreisträgers" gerade in die Kinos gekommen ist. Aber ich habe es nicht bereut. Wolitzer zeichnet das großartige Portrait einer gescheiterten Ehe, das wahnsinnig unterhaltsam ist. Eine Rezension gibt es auch von mir zu dem Buch. 
Auch "Und es schmilzt" von Liz Spit gehört definitiv zu meinen Highlights aus dem Januar, selbst wenn man für die Geschichte der niederländischen Autorin sehr viel starke Nerven braucht. Übrigens habe ich selten ein so genial konstruiertes Ende einer Geschichte gelesen. Unbedingte Leseempfehlung!

Die Kurzgeschichtensammlung "Cat Person" von Kristen Roupenian geisterte tagelang durch Instagram und die Wirkung trat augenblicklich ein. Ich musste das Buch haben und dann auch sofort lesen und nach der Lektüre kann ich nur sagen: schräg und anders und irgendwie treffend. Die Autorin hält den heutigen zwischenmenschlichen Beziehungen quasi ein Spiegel vor, der sehr gut unterhält.

Und zu guter Letzt: Harry. Mit "Harry Potter und der Halbblutprinz" geht das Reread meiner Lieblingsbücher bereits in die sechste Runde und biegt langsam in den Endspurt ein. Und was soll ich sagen? Großartig, immer und immer wieder. Harry ist Liebe. 

Enttäuschungen, Highlights, schräge Stories und die magische Lieblingsgeschichte. Der Januar konnte einiges. 
Auf geht's in den nächsten Monat.