Donnerstag, 12. März 2020

Patrick Hertweck - Tara und Tahnee (Verloren im Tal des Goldes)




Verlag: Thienemann-Esslinger
Seiten: 304
Erschienen: 14. Februar 2020
Preis: 15 Euro (Ebook: 12.99 Euro)








Stell dir vor, du bist alleine zu Hause, wartest auf deinen Vater, der schon vor Ewigkeiten zurück sein wollte und einfach nicht kommen will. Plötzlich hörst du ein unheimliches Geräusch und ein Mann erscheint auf deiner Türschwelle. Doch dieser Mann ist nicht dein Vater...
Genau das passiert Tahnee, ein eigentlich sehr mutiges und unerschrockenes Mädchen, das mit ihrem Vater in einer Hütte fernab der Zivilisation lebt. Der unbekannte und mysteriöse Mann stellt sich relativ schnell als Kopfgeldjäger heraus, der auf der Suche nach Tahnees Vater ist. Doch die kann nicht glauben, dass ihr Vater ein böser Mensch sein soll und flieht Hals über Kopf vor dem Kopfgeldjäger und lässt ihr Zuhause zurück.
Tahnee macht sich auf dem Weg ins weit entfernte San Francisco, um dort Antworten auf ihre vielen Fragen zu finden und findet dort mehr, als sie geahnt hat...

Vor wenigen Jahren hat mich Patrick Hertweck mit seinem Debüt "Maggie und die Stadt der Diebe" von der ersten Seite an verzaubert. Ich habe mir gewünscht, dass es seine abenteuerliche Erzählung über ein mutiges Mädchen, das sich einer Diebesbande anschließt, schon viel früher gegeben hätte, als ich noch jünger war, denn Maggie hätte sich wohl ohne zu zögern in meine Reihe der Kinderbuchheldinnen eingefügt, doch glücklicherweise gibt es Bücher, die man in jedem Alter, immer und überall lesen kann, weil sie dich glücklich machen, weil sie dich weit weg führen aus deinem Alltag und mit dir großartige Abenteuer erleben. Und genau zu diesen Büchern gehört jetzt nicht mehr nur Maggie, sondern auch Patrick Hertwecks zweiter Roman "Tara und Tahnee". 
Dieses Mal werden wir weit weg in die Vergangenheit mitgenommen, in die Zeit der Goldgräber, Cowboys, Schurken und Kopfgeldjäger, als es noch keine Autos auf den Straßen gab, sondern nur Pferde und Kutschen und in der wir ein mutiges Mädchen, namens Tahnee, kennen lernen, die sich auf die gefährliche und abenteuerreiche Reise nach San Francisco macht, um ihren Vater zu retten. Und in der wir Tara begegnen, zunächst nur in Tagebucheinträgen aber dann auch später im 'richtigen' Leben, die uns zeigt, dass sie mindestens genauso viele Fragen an ihre Vergangenheit an, wie Tahnee. 
Patrick Hertweck ist hier wieder einmal etwas ganz Besonderes gelungen. Er erschafft einen spannenden und wunderbaren Abenteuerroman, er spickt ihn mit Selbstfindung, einer großen Portion Freundschaft und jeder Menge unglaublich vielschichtigen und liebevollen Figuren. Natürlich dürfen auch die typischen Bösewichte nicht fehlen, die aber ebenfalls großartig herausgearbeitet sind, dass man das Gefühl hat, man würde ihnen über die Schulter sehen, wenn sie ihre bösen und gemeinen Spielchen treiben. 
Auch die Art und Weise, wie Patrick Hertweck die Geschichte seiner zwei neuen Heldinnen erzählt hat, möchte ich besonders hervorheben. Indem wir Tahnee in der Handlung und Tara zunächst nur in Tagebucheinträgen kennen lernen, verwebt der Autor geschickt nach und nach beide Erzählstränge, so dass sich am Ende beide treffen können und die Geschichte zu einem großartig konstruierten und erzähltem Ende kommt. 
Und um meine Lobeshymne abzuschließen, möchte ich betonen, wie wunderbar ich es finde mit welchen Eigenschaften Patrick Hertweck seine Heldinnen ausstattet. Wir brauchen viel mehr Mädchen und wir brauchen Mädchen wie Maggie, Tara und Tahnee in der Kinderbuchliteratur. 
"Tara und Tahnee" ist ein besonderes, ein spannendes und wunderbar geschriebenes Buch geworden. Die Geschichte reißt nicht nur komplett mit, sondern wird auch jede Leserin und jeden Leser aus dem Alltag katapultieren, um an einen anderen Ort aufzuwachen und jede Menge Abenteuer mit besonderen Figuren zu erleben und Freundschaften zu schließen. 
Unbedingt lesen! 

Sonntag, 1. März 2020

Lesemonat Februar

Herzlich Willkommen zum Lesemonat Februar.
Im vergangenen Monat war ich sehr fleißig und habe insgesamt neun Bücher beenden können. Zusammen waren das 2987 Seiten. Und bei dieser Anzahl, hatte ich dann noch das Glück gleich drei Monatshighlights abstauben zu können, die kommen aber, wie immer, zum Ende des Monats.
Dann wären die Fakten geklärt, es kann los gehen. 

Begonnen hat der Februar mit dem ersten Teil der "Little Women" Geschichte von Louisa May Alcott. Natürlich hatte die gleichnamige Ende Januar erschienene Filmadaption von Greta Gerwig großen Anteil daran, dass ich auch endlich einmal das Buch lesen wollte und am Ende wurde meine Einschätzung dann eine seltene Rarität, der Film hat mir tatsächlich besser gefallen als die Buchvorlage. Diese war sicherlich auch nicht schlecht, aber die filmische Umsetzung hatte dann am Ende ein bisschen mehr Charme und hinterließ einen prägnanteren Eindruck als die literarische Vorlage. Trotzdem ist beides sicherlich wert es sich anzusehen.

Weiter ging es im Lesemonat mit der Hexer-Reihe, besser gesagt mit dem ersten Teil der Vorgeschichte "Der letzte Wunsch" und der Fortsetzung "Das Schwert der Vorsehung". Der Autor Andrzej Sapkowski führt hier in Kurzgeschichten die Hexer Figur Geralt von Riva ein und erzählt von seiner Arbeit, die hauptsächlich daraus besteht Städte oder bestimmte Personen von Ungeheuern zu befreien. Auch die Nebenfiguren, die in der eigentlichen Hexer-Reihe eine bedeutende Rolle spielen werden hier eingeführt. Insgesamt boten beide Bücher einen guten Einblick in die Hexer-Welt, wobei mir der erste Teil besser gefallen als der zweite, der sich vor allem am Ende doch etwas gezogen hat. Ich freue mich sehr auch den Rest der Reihe zu lesen. 

Das nächste Buch aus dem Februar kam von Christoph Poschenrieder. Seinen neuestes Werk "Der unsichtbare Roman" hatte ich schon länger auf dem Wunschzettel stehen. Die Geschichte spielt kurz nach dem Ende des ersten Weltkrieges, als ein halbwegs erfolgreicher Schriftsteller aus Berlin den Auftrag erhält einen Roman zu schreiben, der die Kriegsschuld jeden anderen aber möglichst nicht den Deutschen zuschieben soll. Dei Auftraggeber sind der Überzeugung, dass die Kraft der Literatur überzeugender ist, als alle Politiker, die Deutschland noch zur Verfügung stellen kann. Das mag irgendwie ziemlich charmant anmuten, doch nachdem der Schriftsteller den Auftrag annimmt, überkommt ihn leider eine Schreibblockade, die so lange anhält, bis der Abgabetermin des Manuskripts in unmittelbare Nähe rückt. Poschenrieder hat eine interessante Idee zu seinem Roman gefunden und auch während des Lesens wurde ich gut unterhalten. Trotzdem fehlt der Geschichte leider eine gewisse Originalität, damit sie auch länger im Gedächtnis bleibt. Zu "Der unsichtbare Roman" wird noch eine Rezension von mir kommen. 

Weiter ging es im Lesemonat mit einem Spontankauf und spontanem Sofort Lesen von "Die Reisenden", geschrieben von Regina Porter. Die Geschichte, die ich zufällig bei einer lieben Bloggerkollegin entdeckt hatte, klang einfach viel zu interessant und ich wurde nicht enttäuscht. Am meisten fasziniert hat mich die Erzählstruktur in diesem Roman, den man, wenn man es genau nimmt, eigentlich nicht so nennen dürfte, denn "Die Reisenden" ist viel mehr eine Ansammlung von Essays, in der die Geschichten zweier Familien erzählt und immer mehr zusammengefügt werden. Auf der einen Seite ist Porters Erzählweise unglaublich interessant, weitab vom 'normalen' Stil und somit auch ein bisschen einzigartig, auf der anderen Seite weist die Geschichte der Autorin eine Vielzahl von Figuren auf und der Erzählstil trägt nicht unbedingt dazu bei, dass man von diesen vielen Charakteren weniger überfordert wird. Trotz allem war "Die Reisenden" ein unglaublich unterhaltsames und sehr interessantes Buch. 

"Die höchst wundersame Reise zum Ende der Welt" von Nicholas Gannon lag schon viel zu lange auf meinem Stapel ungelesener Bücher. Es wurde also höchste Zeit das Kinderbuch davon zu befreien und das habe ich nicht bereut. Die Geschichte von Arthur, der sich aufmachen will, um seine verschollenen Abenteurer Großeltern zu finden, war tatsächlich etwas anders, als ich im Vorfeld erwartet habe, aber sie war nicht minder liebenswerter. Es geht um Aufbruch, Freundschaft und dass es manchmal gar nicht so schlimm ist anders zu sein. Die Geschichte von Nicholas Gannon gehört definitiv zu den Büchern, bei der man sich am Ende immer ein bisschen besser fühlt. 

Weiter ging es im Februar mit dem ersten Monatshighlight, obwohl ich bis heute immer noch nicht so richtig weiß, ob ich es wirklich als Highlight bezeichnen möchte. Es ist wohl ein Highlight, wenn man ein Buch fast in einem Stück durchliest und man es einfach nicht mehr weglegen kann. Aber genauso ist es Fakt, dass mich "Scham" von Ines Bayard von Anfang bis zum Ende erschüttert hat, manchmal war ich auch richtig verstört, als die Autorin ihre Protagonistin die Tragödie einer Vergewaltigung erfahren lässt, in der sie danach den Zeitpunkt verpasst sich ihrer unmittelbaren Umgebung anzuvertrauen und dann in einem Strudel aus Lügen, Geheimnissen, Verzweiflung, Selbsthass und Hilferufen gerät, aus dem es kein Entkommen mehr gibt. Bis zu dem Zeitpunkt, in dem das Unvorstellbare geschieht und die Protagonistin selbst zur Täterin wird. "Scham" ist unfassbar ehrlich und genau deswegen so verstörend, gewiss kein Roman für jeden, aber, wenn man sich darauf einlässt, dann mit allem, was man hat. 

Das nächste Monatshighlight war der Debütroman der Autorin Katya Apekina. Ihr Buch "Je tiefer das Wasser" erzählt die Geschichte von zwei Schwestern. Edith und Mae kommen nach dem zweiten Selbstmordversuch ihrer Mutter bei ihrem Vater in New York an, der dort eine erfolgreiche Schriftstellerkarriere vorzuweisen hat. Während der Umzug für Mae eine Art Befreiungsritual von ihrer psychisch kranken Mutter auslöst, gibt Edith ihrem Vater die Schuld an die Lage ihrer Mutter. Das führt zum Zerwürfnis der beiden Schwestern und die beiden gehen getrennte Wege. Von Apekinas Debüt geht eine unglaubliche Sogwirkung aus von der ersten Seite an. Ich bin ganz in dem Roman versunken und es fiel mir unglaublich schwer wieder aufzutauchen. Außerdem bin ich der Meinung, dass sich die Geschichte der beiden Schwestern mit nichts vergleichen lässt, was sie unglaublich einzigartig macht. Zu "Je tiefer das Wasser" gibt es auch eine Rezension von mir zu lesen. 

Und zu guter Letzt kommt ein Buch, oder viel mehr eine Graphic Novel, für die ich unglaublich dankbar bin. Meiner Meinung nach, müsste es für "Der Ursprung der Welt" von Liv Strömquist Feiertage und Paraden geben. "Der Ursprung der Welt" geht weit über den Feminismus hinaus, es feiert eine Revolution, eine Revolution des weiblichen Geschlechtsorgans. Es räumt mit Vorurteilen und Falschinformationen auf, es wirft einen Blick in die Geschichte und Biologie und es ist so unglaublich lehrreich und wichtig, dass man es am liebsten nehmen und in die Welt hinaustragen möchte. Liv Strömquist hat sehr viel richtig gemacht mit diesem großartigen Buch und es sollte viel bekannter sein oder eben gemacht werden. 

Und das war es 'schon' wieder mit meinem Lesemonat Februar. Insgesamt war es wieder sehr erfolgreich. Ich freue mich schon auf die Bücher im nächsten Monat.