Montag, 1. Mai 2017
Maja Lunde - Die Geschichte der Bienen
Verlag: btb
Seiten: 510
Erschienen: 20. März 2017
Preis: 20 Euro (Ebook: 15.99 Euro)
England, 1852:
William, Biologe und Ladenbesitzer, kann seit Wochen das Bett nicht mehr verlassen. Gescheitert mit seinen Forschungen steht er vor den Scherben seines Lebens. Doch dann dreht sich plötzlich das Blatt. Ihm kommt die revolutionäre Idee eines völlig neuartigen Bienenstocks. Eine Idee, die alles verändern könnte...
Ohio, 2007:
George, Imker aus Leidenschaft, steckt sein gesamtes Herzblut in seinen Bienenhof, den sein Sohn Tom später einmal übernehmen soll. Doch der interessiert sich nur für sein Studium und fürs Schreiben. Und wenn das nicht schon genug ist, passiert das Unfassbare: Die Bienen verschwinden.
China, 2098:
Tao lebt in einer Welt, in der es keine Bienen mehr gibt. Von Hand müssen die Menschen die Bäume bestäuben, um ihr Überleben zu sichern. Tao arbeitet hauptsächlich für ihre Familie, und vor allem für ihren kleinen Sohn Wei-Wei, der es einmal besser haben soll. Doch dann geschieht mit Wei-Wei plötzlich ein großes Unglück, und nichts ist mehr wie vorher...
Mit "Die Geschichte der Bienen" ist der Autorin Maja Lunde aus Norwegen ein internationaler Bestseller gelungen. Mich persönlich hat vor allem die ungewöhnliche Erzählstruktur in dieser Geschichte angesprochen, die sich auf drei unterschiedlichen Zeitebenen bewegt.
Der Titel ist Programm. Geschickt erzählt die Autorin eine Geschichte der Bienen, die im 19. Jahrhundert mit dem erfolglosen William ihren Anfang nahm, in unserer Gegenwart langsam aber stetig die Katastrophe mit dem plötzlichen Bienenschwund einleitet, und die dann in einem erschreckenden Zukunftsbild, im Jahre 2098, ihren Höhepunkt fand. In einer Welt ohne Bienen, in der die Menschen verzweifelt gegen den Hunger kämpfen.
Aber nicht nur die Bienen ziehen sich durch diese drei geschichtlichen Ebenen, denn auch, wenn man zunächst den Eindruck hat, es hier mit drei völlig eigenen Handlungssträngen zu tun zu haben, trügt dieser Eindruck. Obwohl 246 Jahre zwischen dem Protagonisten 'William' und der Protagonistin 'Tao' liegen, gelang Maja Lunde das Kunststück alle drei Geschichten auf eine fast schon zarte Art und Weise zu verbinden. Auch in einem erzähltechnisch unabhängigen Motiv erkennt man einen Zusammenhang zwischen den drei Zeitebenen. In jeder Geschichte spielt eine Eltern-Sohn Beziehung eine besondere Rolle. Während William auf verzweifelte Art und Weise versucht bei seinem Sohn mit seinen Arbeiten Eindruck zu schinden, versucht George seinen Sohn Tom für den Familienbetrieb zu begeistern, ohne zu erkennen, dass seine Interessen sich geändert haben. In der Zukunft, in der Tao, im Gegensatz zu ihrem Mann Kuan, den zweifellos dominanten Elternteil darstellt, spielt dagegen ein schreckliches Unglück, im Zusammenhang mit ihrem Sohn, eine tragende Rolle.
Die besondere Erzählstruktur und die raffinierte Verwebungen der Geschichten untereinander, machen "Die Geschichte der Bienen" zu einem gut geschriebenen und interessanten Roman. Auch die Charaktere in Maja Lundes Buch waren gut ausgearbeitet. Allerdings konnte ich nicht wirklich eine Beziehung zu ihnen aufbauen, was daran lag, dass die Erzählsicht sich pro Kapitel ändert und ich mich, als Dauer-Zeitreisende, somit nicht optimal mit einer Figur auseinander setzen konnte.
Zusammenfassend hat mir "Die Geschichte der Bienen" aber sehr gut gefallen. Ein sehr lesenswerter Roman, bei dem man auch den Realitätsfakt nicht außer Acht lassen sollte. Das Bienensterben in unserer Gegenwart ist keine Fiktion. Somit ist Maja Lundes Buch auch eine gute Gelegenheit sich persönlich für dieses Thema zu sensibilisieren.
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