Donnerstag, 9. Februar 2017
Martin Suter - Elefant
Verlag: Diogenes
Seiten: 352
Erschienen: 18. Januar 2017
Preis: 24.00 Euro (Ebook: 20.99 Euro)
Der Obdachlose Schoch kann seinen Augen kaum trauen, als er in der Höhle, die er zu seinem Schlafplatz auserkoren hat, plötzlich einen lebendigen kleinen rosa Elefanten entdeckt. Möglicherweise hat er doch mal wieder einen über den Durst getrunken?
Doch das kleine rosa Wunder ist echt und kurzerhand entschließt sich Schoch den Elefanten in seine Obhut zu nehmen. Doch wo kommt das Geschöpf eigentlich her? Und wie ist es entstanden?
Diese elementaren Fragen kann der Genforscher Roux beantworten. Doch dieser interessiert sich viel mehr dafür den Elefanten zu einer weltweiten Sensation zu machen. Glücklicherweise gibt es da noch den burmesischen Elefantenflüsterer Kaung, der die Geburt des Tieres begleitet hat und der die feste Überzeugung vertritt, dass etwas so Besonderes versteckt und beschützt werden müsste...
Martin Suter gehört zweifellos zu den Autoren, deren Werke sehr lange vor Veröffentlichungstermin auf meiner Wunschliste stehen. So natürlich auch sein neustes Buch "Elefant", dessen Klappentext mich sehr neugierig auf die Geschichte gemacht hat. Und ich wurde, wie erwartet, nicht enttäuscht.
Das Buch enthält eine traurige aber zugleich zauberhafte und wunderschöne Geschichte mit einer Vielzahl von Charakteren, die so intensiv ausgearbeitet wurden, dass sie noch sehr lange, nach dem Lesen der letzten Seite, nachwirken. Aber der absolute Star der Story ist natürlich der kleine rosafarbene Elefant. Obwohl dieser allein durch seine Anwesenheit in der Handlung mir immer wieder ein kleines Lächeln entlocken konnte, wirkte er doch viel mehr als Symbol. Und da Symbole, bekannterweise, immer für etwas stehen, leuchtet dieser kleine Hauptakteur nicht nur im Dunkeln, wie man es an vielen Stellen in der Handlung immer wieder lesen konnte, sondern auch als Hoffnungsträger für fast alle Charaktere im Buch ihr Leben wieder in die richtigen Bahnen zu lenken, oder zumindest ein kleines bisschen schöner zu machen.
Da wäre, beispielsweise, der Obdachlose Schoch, der sich die letzten Jahre eingeredet hat, dass er genau das Leben führt, das er auch führen möchte und dass er frei von allen Zwängen wäre, die ihm ein anderes Leben auferlegen würde. Oder die Tierärztin Valerie, die Angst davor zu haben scheint aus alten und gewohnten Mustern auszubrechen, um neue Dinge zu erleben. Diesen, und noch einigen anderen Figuren in der Geschichte, zeigt der kleine rosa Elefant, dass es eben auch anders gehen kann. Dass sie plötzlich und unerwartet Erfüllung in ihrem Leben finden können und Menschen begegnen, die ihnen möglicherweise anders nie begegnet wären.
Dass ausgerechnet dieses kleine Wunder, das die Menschen um sich herum verzaubert, dem unsympathischen Genforscher Roux in die Hände fallen soll, der es aber erschaffen hat, stellt einen Bezug zu der Kontroverse dar, die bereits seit einiger Zeit in der Realität geführt wird. Die Gentechnik hat so viele Befürworter, wie auch Gegner. Martin Suter vereint beide Parteien in seinem Buch. Dass die eigentlichen Gegner der Gentechnik dann allerdings das Resultat eines Genexperimentes so vehement beschützen, ist gleichwohl ironisch, als auch herzerwärmend. Denn der kleine Elefant hat auch mein Herz im Sturm erobert und ich habe mich des öfteren dabei ertappt, wie ich die Figuren schon fast angefeuert habe den kleinen Kerl bloß schnell in Sicherheit zu bringen und ihn zu beschützen.
"Elefant" ist somit eine besondere und vielseitige Geschichte geworden. Ein Buch, das eine Vielzahl von Elementen vereint: Wissenschaft und damit einen Realitätsbezug, aber vor allem Hoffnung. Hoffnung, dass das Leben schöner werden kann, auch wenn man nicht mehr damit rechnet und dass sich Menschen begegnen können, die sich normalerweise nicht einmal gegenseitig wahrgenommen hätten, wenn da nicht dieser kleine rosa Elefant gewesen wäre.
1 Kommentar:
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Wow, eine richtig schöne Rezension!
AntwortenLöschenJetzt bin ich umso neugieriger auf das Buch.
Liebe Grüße und ein schönes Wochenende,
Nicci <3