Freitag, 15. Mai 2020

Chandler Baker- Whisper Network






Verlag: Heyne
Seiten: 482
Erschienen: 30. März 2020
Preis: 20 Euro (Ebook: 15.99 Euro)







Die Kolleginnen und Freundinnen Sloane, Ardie und Grace leiden seit Jahren unter ihrem Vorgesetzten Ames. Über Ames' Verhalten gegenüber den weiblichen Angestellten an ihrem gemeinsamen Arbeitsplatz wird immer wieder hinter vorgehaltener Hand geredet, es gab Gerüchte, die aber genauso oft von der obersten Firmenleitung ignoriert wurden. Fast zeitgleich mit der Vorstellung einer neuen Arbeitskollegin, verdichten sich immer mehr die Hinweise, dass Ames zum leitenden Geschäftsführer der Firma befördert werden soll. Als sich die neue Arbeitskollegin kurz darauf den Frauen anvertraut, steht für sie endgültig fest, dass Ames' Aufstieg zum Firmenboss unbedingt verhindert werden muss. Und wenn ihre Worte allein nicht ausreichen, um Veränderungen zu bewirken, müssen Taten sprechen, auch wenn Sloane, Ardie und Grace nicht ahnen können, was sie damit in Gang setzen... 

Schon lange im Vorfeld war ich sehr gespannt auf "Whisper Network" von Chandler Baker. Seit der 'me too' Bewegung ist angesichts der enormen Priorität der Debatte, die unter anderem sexuelle Belästigung am Arbeitsplatz beinhaltet, das Thema immer wieder in den Medien vertreten und den Umstand daraus Stoff zu machen für diverse Adaptionen ist nicht nur ausreichend gegeben, sondern hilft auch das Thema weiterhin in der Öffentlichkeit zu halten. So besaß das Thema des Romans also schon im Vorfeld der Lektüre eine ungeheure Portion Brisanz und ich fand es interessant zu erfahren, wie die Autorin dieses umgesetzt hat. Am Ende wurde "Whisper Network" eine Mischung aus Gesellschafts- und Kriminalroman, der durchaus unterhalten konnte und das aus meiner Sicht auch bis zur letzten Seite vollbracht hat. 
Die Handlung von "Whisper Network" ist in einer Struktur aufgebaut, in der die Leserin und der Leser lange Zeit überhaupt nicht wissen, was eigentlich passiert ist. Die Ereignisse im Verlauf werden rückwärts erzählt, so dass das katastrophale Ereignis am Anfang der Geschichte Stück für Stück aufgefasert wird, um begreiflich zu machen, wie es zur Ausgangssituation kommen konnte. Dieser Erzählstil wirkt gerade zu Beginn der Handlung undurchsichtig, aber genau das habe ich als positiv empfunden, da ich selbst die einzelnen Puzzleteile zusammenfügen wollte, bis sich ein Gesamtbild ergab und nicht nur einmal wurde ich dabei auf die falsche Fährte gelockt. Der Erzählstil von Bakers Geschichte wird wohl auch einigen Serienkennerinnen und -kenner bekannt vorkommen, denn dieser erinnert sehr an die Serie "Big little lies", die damit große Erfolge feierte und überdies auch den feministischen Grundgedanke mit "Whisper Network" gemeinsam hat.
Und auch, wenn dieser Grundgedanke, der in der vorliegenden Geschichte das Thema der sexuellen Belästigung am Arbeitsplatz behandelt und über das man sprechen und mit allen Mitteln verhindern muss, damit in der Öffentlichkeit hält und das sehr lobenswert ist, war er doch der Ausgangspunkt für etwas, das mir an "Whisper Network" nicht gut gefallen hat und das waren die Figuren in Bakers Geschichte oder besser formuliert: die völlige Überzeichnung ihrer Charaktereigenschaften. Das Grundthema reicht an sich schon völlig aus, um den feministischen Aspekt voll und ganz zu erfüllen, doch ich wurde das Gefühl nicht los, dass Chandler Baker ihren Figuren noch den letzten Rest an Feminismus einverleiben wollte, was allerdings nur dazu führte, dass diese ins Stereotypische abgerutscht sind. Das führte zwar nicht dazu, dass die Handlung weniger unterhaltsam war aber doch in meinem Fall das ein oder andere Mal dazu, dass ich irritiert die Stirn gerunzelt habe, weil ich das Gefühl hatte, dass die Figuren bei manchen Handlungen einem Handbuch gefolgt sind. 
Zusammenfassend ist "Whisper Network" eine unterhaltsame und interessante Geschichte geworden, die trotz allem die Priorität des wichtigen Grundthemas immer wieder hervorhebt und dieses auch nie aus den Augen verliert. 

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