Sonntag, 4. Februar 2018

Haruki Murakami - Die Ermordung des Commendatore (Eine Idee erscheint)







Verlag: Dumont
Seiten: 482
Erschienen: 22. Januar 2018
Preis: 26 Euro (Ebook: 20.99 Euro)






Der namenlose Erzähler dieser Geschichte ist Maler und zieht, nachdem sich seine Frau überraschend von ihm trennt, in das ehemalige Anwesen eines anderen sehr bekannten Malers, der krankheitsbedingt dort nicht mehr wohnen kann. Zunächst verläuft sein Leben ruhig und in geordneten Bahnen, doch schon bald häufen sich seltsame und mysteriöse Zufälle auf dem Anwesen und auch im Leben des Erzählers, so weit, dass sich Realität und Fiktion schon bald nicht mehr voneinander unterscheiden lassen. 
Und unser namenloser Erzähler muss sich entscheiden, welcher Seite er nachgibt und welche Grenze er überschreiten will...

Endlich war es soweit. 
Der neue Roman von Haruki Murakami ist da und dieses Mal legt der wohl berühmteste japanische Autor auch noch einen Zweiteiler vor. "Die Ermordung des Commendatore" hat es geschafft meine Murakami-Liebe neu zu entfachen. Nachdem ich mit "Kafka am Strand" und "Hard-boiled Wonderland und das Ende der Welt" eher mit zwei Geschichten begann in das Murakami-Universum abzutauchen, in der die fantastischen Elemente im Vordergrund standen, beginnt "Die Ermordung des Commendatore" wesentlich ruhiger. Der Faszination tat dies aber keinen Abbruch, eher im Gegenteil. Es ist schon erstaunlich, dass man es schafft, Geschichten in so einer Intensität zu erzählen, dass selbst ruhige Handlungsstränge mit atemloser Spannung gelesen werden. Murakamis Schreibstil ist wirklich besonders, in jeder Hinsicht. Er erschafft in seinen Geschichten so viele Bedeutungsebenen, dass man ganz eigene Interpretationen von eben Gelesenen für sich selbst kreieren kann. Zudem geht ein unglaublicher Sog von seinen Geschichten aus, dass ich bloß, nachdem ich das Buch aufgeschlagen hatte, einige Wörter in "Die Ermordung des Commendatore" lesen musste und fortan für die Außenwelt nicht mehr erreichbar war. 
Als sich dann die mystischen und teilweise wirklich unheimlichen Elemente in den Handlungsstrang hinein schlichen, war es mir fast unmöglich das Buch wegzulegen. Obwohl auch in diesem Teil der Geschichte weiterhin mit so einer unglaublichen Nüchternheit erzählt wird, konnte ich nicht anders als die Geschichte mit jeder weiteren Seite einzuatmen, es hatte beinahe etwas Hypnotisches an sich. 
Sicherlich lässt das Ende des ersten Bandes viel Raum für Spekulationen, Fragen und eben wieder für Interpretationen. Sogar der Prolog bleibt am Ende noch ungeklärt, doch genau dafür sind Fortsetzungen da. Und Murakami hat es geschafft eine so große Vorfreude auf den zweiten Band wachsen zu lassen, dass ich den April schon fast nicht mehr erwarten kann. 
"Die Ermordung des Commendatore" ist eine Geschichte über eine etwas vom Weg abgekommene Künstlerseele, die einen neuen Platz im Leben sucht. Es ist eine Geschichte über Selbstfindung, Selbstbestimmung und der Gewissheit, dass man im Leben Umwege gehen muss, die dann zur Erfüllung führen. Für mich war der erste Teil ein faszinierendes Leseerlebnis und ich kann nur jedem empfehlen dem Murakami-Universum unbedingt einmal einen Besuch abzustatten. Es kann allerdings sein, dass man nicht wieder gehen wird. 

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