Dienstag, 11. September 2018
Ursula Poznanski - Thalamus
Verlag: Loewe
Seiten: 448
Erschienen: 13. August 2018
Preis: 16.95 Euro (Ebook: 12.99 Euro)
Nach einem schweren Motorradunfall erwacht der siebzehnjährige Timo nach wochenlangem Koma im Krankenhaus auf. Seine Sprache hat der Teenager, aufgrund seiner schweren Kopfverletzungen, verloren. Ob das ein Dauerzustand oder nur vorübergehend ist, kann niemand genau sagen. Auch seine motorischen Fähigkeiten sind stark eingeschränkt.
Alles was Timo in diesem Zustand hat sind seine Gedanken, die er allerdings niemandem mitteilen kann.
Um seine Genesung zu unterstützen, wird Timo nach seinem Klinikaufenthalt in das Rehazentrum 'Markwaldhof' verlegt. Hier sollen die Patienten durch neuartige medizinische Verfahrenstechniken geheilt oder ihr Leben zumindest verbessert werden. Doch im Markwaldhof entdeckt Timo plötzlich Fähigkeiten an sich, die ihm gänzlich neu sind. Dadurch gerät er immer wieder in mysteriöse und immer absurder wirkende Situationen, die er sich selbst nicht erklären kann.
Nur eins steht fest: Irgendetwas Seltsames geht vor in dieser eigentlich renommierten Rehaklinik, nur kann Timo niemandem von seinem Verdacht erzählen. Und dann fängt sein Bettnachbar, der eigentlich im Wachkoma liegt, auch noch an nachts durch die Gegend zu laufen...
Mit "Thalamus" legt Ursula Poznanski einen neuen Jugendthriller vor, der sich gewaschen hat. Die Geschichte über einen Jugendlichen in einer mysteriösen Rehaklinik weit weg von der Zivilisation, ist nämlich nicht nur sehr spannend geschrieben, sondern vereint zudem noch einige Science-Fiction und Gruselelemente in sich, die die Handlung perfekt abrunden.
Nie wusste man als Leserin oder als Leser wirklich, wohin die Handlung eigentlich führen würde und worin die schlussendliche Auflösung der Geschichte bestand. Diese Auflösung besaß dann zum Schluss noch einmal eine solche Frische, weil ich diese Art der Handlungskonzeption bisher noch nicht kannte, dass sie der Lektüre das ideale Ende bescherte. Sicherlich möchte ich nichts vorweg nehmen, nur noch einmal betonen, dass sich die Autorin hierbei mit einem Thema beschäftigt hat, das zunächst noch wie Science-Fiction klingt aber während man noch darüber nachdenkt immer realer zu werden scheint, was "Thalamus" auch nach Beenden des Buches noch lange in den Köpfen einiger Leser verweilen lassen wird.
Besonders gut gefallen haben mir Timos nächtliche Kreuzzüge durch die Gänge der Klinik, weil diese zunächst wesentlich zur Auflösung der Geschichte beigetragen haben und einfach weil sie so herrlich spannend und gruselig erzählt wurden. Jedes Mal, wenn der Protagonist Timo die Augen in der Nacht aufgeschlagen hat, wusste man nicht, was als Nächstes passieren würde, weil tatsächlich die Möglichkeit bestand, dass alles passieren konnte. Gerade beim nächtlichen Lesen im eigenen heimischen Bett konnte es durchaus passieren, dass man sich, während des Lesens, rechts und links verstohlen umsah, wenn der Grusel überhand nahm.
Eine ebenfalls lobenswerte Erwähnung müssen unbedingt die Charaktere in Poznanskis Geschichte erfahren. Zunächst einmal wirken sie alle so unglaublich sympathisch, sowohl der Protagonist als auch die Nebenfiguren. Die Patienten in Timos Alter nehmen diesen herzlich in ihrer Gemeinschaft auf, obwohl er das ganz offensichtliche Sprachdefizit aufweist und somit ist Timo sofort integriert. Genau dieser Punkt trägt dann auch wesentlich zum Handlungsverlauf bei und wird sogar am Ende des Buches noch einmal so intensiv umgekehrt, dass Grusel und Spannung ihren Höhepunkt. Sicherlich trägt auch die Erzählweise sein Übriges bei, da wir, als Leserinnen und Leser, die gesamte Handlung bloß Timos Gedanken folgen und uns immer nur seine Perspektive gegeben ist.
"Thalamus" ist ein Jugendthriller geworden, der alles aufweist, was man von ihm erwartet und an vielen Stellen sogar darüber hinausgeht. Eine Lektüre, die man sicherlich nicht bereuen wird.
Montag, 3. September 2018
Dennis Lehane - Der Abgrund in dir
Verlag: Diogenes
Seiten: 527
Erschienen: 29. August 2018
Preis: 25 Euro (Ebook: 21.99 Euro)
Der äußere Schein von Rachels Leben vermittelt den Eindruck, als wäre alles auf dem richtigen Platz und würde in geraden Bahnen verlaufen. Sie hat einen fürsorgenden Ehemann, der sie über alles liebt und eigentlich alles, was sie sich wünschen kann. Doch wirft man einen genaueren Blick auf ihr Leben wird schnell deutlich, dass nicht alles so rosarot ist, wie es scheint.
Von ihrer Vergangenheit und zahlreichen Panikattacken erschüttert, verlässt Rachel teilweise monatelang nicht das Haus und als dann noch die scheinbar einzige Konstante in ihrem Leben, ihr Ehemann Brian, Rachels Leben in eine Farce aus Betrug und Verrat verwandelt, muss sie sich entscheiden, welchen Weg sie wählen wird und ob es sich lohnt für das Leben zu kämpfen, das sie führt...
"Der Abgrund in dir" war mein erster Roman von dem Autoren Dennis Lehane. Schon länger wollte ich unbedingt etwas von Lehane lesen und die Geschichte um die erst erfolgreiche und dann gescheiterte Journalistin Rachel klang wie der perfekte Einstieg in die Welt dieses Krimi-Thriller- und Mysterythrillerautoren. Und ich muss zugeben, dass Lehane sein Handwerk wirklich perfekt beherrscht. Am tiefsten beeindruckt hat mich seine Hauptfigur Rachel. Einer so vielschichtigen Protagonistin begegnet man selten in einem Roman. Rachel hat, während die Geschichte ihren Verlauf genommen hat, immer mehr Seiten von sich gezeigt. Doch obwohl diese Intensität an charakterlichen Veränderungen bei einigen literarischen Figuren dazu führen würde, dass sie unglaubwürdig werden und ihre Handlungen schwer bis gar nicht nachzuvollziehen sind, hat es Dennis Lehane geschafft seiner Protagonistin Rachel die Authentizität zu bewahren. Auch wenn die Handlung ein paar krasse Wendungen aufzubieten hat, konnte ich Rachels Handlungsweise eigentlich fast immer nachvollziehen und meiner Ansicht nach ist dieser Punkt einer der wichtigsten Faktoren, um aus einem Thriller einen guten Thriller zu machen.
Auch die psychlogische Komponente der einzelnen Figuren wird besonders gut in "Der Abgrund in dir" dargestellt. An manchen Stellen in der Geschichte wusste ich nicht, ob sich das Ganze plötzlich zu einem handfesten Mystery Thriller verwandelt.
In Dennis Lehanes neustem Werk kann man demnach nur einer Sache sicher sein und zwar, dass so gut wie nichts sicher ist. "Der Abgrund in dir" watet mit einer ganzen Menge Unvorhersagbarem, einem Dutzend irrer Wendungen, die die ganze Handlung an manchen Stellen komplett umwerfen und schon fast meisterhaft herausgearbeiteten Protagonisten auf. Dabei verliert die Geschichte aber nie an Glaubwürdigkeit und wird so zu einem Thriller, den man nicht nur zu den besseren zählen darf, sondern der auch eine Menge Spaß macht.
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