Donnerstag, 27. Februar 2020
Katya Apekina - Je tiefer das Wasser
Verlag: Suhrkamp
Seiten: 401
Erschienen: 17. Februar 2020
Preis: 24 Euro (Ebook: 20.99 Euro)
Mae und Edith sind Schwestern und wuchsen bei ihrer Mutter in New Orleans auf. Nach dem zweiten Selbstmordversuch ihrer Mutter und deren Einweisung in eine Klinik, treffen die beiden Schwester in einer Hals über Kopf Aktion in New York ein. Hier sollen sie bei ihrem fast unbekannten Vater wohnen, der die Familie vor Jahren verlassen hat und der überdies in New York eine mehr als erfolgreiche Schriftstellerkarriere vorzuweisen hat.
Während der Umzug in die große unbekannte Stadt bei Mae eine Art Befreiungsritual von ihrer Mutter auslöst, verschließt sich Edith immer mehr und steigert sich in ihre Enttäuschung gegenüber des Verhalten ihres Vaters hinein und gibt ihm die Schuld daran, dass ihre Mutter psychisch immer mehr abgebaut hat. Durch diese völlig gegensätzlichen Ansichten, kommt es zum Zerwürfnis der beiden Schwestern und Edith verlässt überstürzt die Stadt, um zu ihrer Mutter zurückzukehren...
Das Schönste beim Lesen sind diese Momente, wenn du die ersten Seiten eines neuen Buches liest und sofort bemerkst, dass du hier einen echten Schatz in den Händen hältst. Mit "Je tiefer das Wasser" ist der Autorin Katya Apekina ein süchtig machendes und großartiges Debüt gelungen. Die Geschichte zweier Schwestern mit gequälten Künstlerseelen als Elternfiguren, entwickelt bereits nach nur wenigen Seiten eine unglaubliche Sogwirkung. Die Leserinnen und Leser fallen zwischen die Seiten dieses Buches und es fällt unglaublich schwer daraus wieder aufzutauchen. Dabei entstehen im Handlungsstrang zu "Je tiefer das Wasser" eigentlich keine spektakulären Wendungen, die die Geschichte komplett umwerfen und alles auf den Kopf stellen, eigentlich bin ich sogar der Ansicht, dass die Autorin die Geschichte relativ leise erzählt, eine spektakuläre Erzählweise hat das Buch aber auch nicht nötig, denn nicht nur die Handlung entwickelt eine unglaublich intensive Sogwirkung, sondern auch die Figuren in ihr. Dabei sind es noch nicht einmal die beiden Schwestern, die hier so intensiv gezeichnet wurden, sondern eher die beiden Elternfiguren, die sowohl durch ihre An- und Abwesenheit im Leben ihrer beiden Töchter einen hauptsächlich negativ besetzten und prägenden Abschnitt einnehmen.
Dennis, der erfolgreiche Schriftsteller und zunächst abwesende Vaterfigur, scheint mit der plötzlichen Erzieherrolle von Anfang an überfordert zu sein. Mehr als 'Spaßvater' aktiv, entwickelt er allerdings schnell zerstörerische Tendenzen, die mit seinen schriftstellerischen Arbeiten in Zusammenhang stehen, die er aber nicht auf sich selbst, sondern auf seine Mitmenschen in der unmittelbaren Umgebung projiziert.
Und Marianne, die durch ihre Krankheit gezeichnet, immer wieder ihre Töchter vernachlässigt oder diese durch ihr Verhalten traumatisiert, die zwar ihre Liebe zu ihren Kindern zeigt aber gleichzeitig es nicht schafft sich Hilfe zu suchen, bis es zum Äußersten kommt.
Obwohl beide Elternfiguren durch ihr Verhalten den Leserinnen und Lesern nicht besonders angetan sein können, kommt man nicht umhin, während man sich in den Seiten verliert, immer wieder bei beiden Elternteilen zwischen Mitgefühl, Abscheu und vielleicht sogar ein bisschen Sympathie hin und her zu springen, teilweise, weil beide Charaktere zumindest im Ansatz mindestens einmal einen sympathischen Charakterzug offenbaren und vor allem, weil man es Mae und Edith vom Herzen wünscht endlich ein normales Leben führen zu dürfen und dass sie glücklich werden können auf ihre eigene ganz indivduelle Weise.
Ein süchtig machende Handlung, Figuren, so intensiv gezeichnet, dass sie manchmal richtig weh tun, das alles macht "Je tiefer das Wasser" zu einem großartigen Buch und einem unglaublichen Leseerlebnis. Eine Geschichte über eine Künstlerfamilie, die sich nicht wirklich mit etwas anderem vergleichen lässt und die deswegen so einzigartig ist.
Sonntag, 2. Februar 2020
Lesemonat Januar
Endlich wieder Lesemonat. Im Januar habe ich insgesamt sieben Bücher gelesen (nicht im Bild: "Weißer Tod" von Robert Galbraith). Zusammen bedeutete das 3425 Seiten. Und direkt waren auch zwei Highlights dabei, die kommen aber, wie immer, zum Schluss. Dann sind die Fakten geklärt, es kann losgehen.
Gestartet wurde das Jahr mit "Wo man im Meer nicht mehr stehen kann" von Fabio Genovesi. Ein teilweise autobiografischer herzerwärmender Familienroman, der in Italien spielt und das Leben vom zwölfjährigen Fabio erzählt, der mit seiner riesengroßen Familie in einem italienischen Dorf lebt. Eine Geschichte, die wenn es warm ist, genau die richtige Stimmung liefert und wenn es draußen kalt ist, den Sonnenschein ins Haus holt. Zu "Wo man im Meer nicht mehr stehen kann" wird es noch eine Rezension von mir geben.
Weiter ging es im Januar mit dem letzten Fall für Strike und Robin. Ich gebe zu, ich habe die Reihe um den eigenwilligen Privatdetektiv genau falsch herum angefangen aber der Inhalt von "Weißer Tod" von Robert Galbraith, das Pseudonym JK Rowlings, klang einfach total interessant, so dass ich in der Bibliothek zugreifen musste- und ich wurde nicht enttäuscht. Der vierte und letzte Teil der Reihe ist ein hoch komplexer, facettenreicher und spannender Krimi geworden voller Wendungen. Es hat einfach sehr viel Spaß gemacht Strike und Robin bei ihrer Suche nach der Wahrheit zu begleiten und jetzt werde ich auch den Rest der Reihe lesen.
Das nächste Buch im aktuellen Lesemonat war der Anfang einer großen Reise. Auch "Das Erbe der Elfen" von Andrzej Sapkowski war am Ende doch nicht das richtige Buch, um die Hexer-Reihe in der geeigneten Reihenfolge zu beginnen. Jetzt lese ich allerdings richtig. Nichtsdestotrotz war "Das Erbe der Elfen" ein wunderbarer Vorgeschmack auf die Hexer-Welt, die genauso mystisch wie faszinierend ist. Es war schon fast unheimlich, wie sehr ich in die Geschichte versunken bin, und auch das aktuelle Buch, das ich gerade aus der Hexer-Reihe lese, zeigt mir, wie "Das Erbe der Elfen", dass diese Reihe definitiv Lieblingsreihenpotenzial hat. Ich bin gespannt, wie es weiter geht.
Und da wir nun schon einmal bei einer Buchreihe sind, geht es beim nächsten Buch im Januar direkt weiter mit dem zweiten Band einer weiteren großartigen Buchreihe. Im letzten Jahr hat mich der erste Teil der Vollendet Reihe von Neal Shusterman umgehauen, ich musste zugeben, dass ich vom Inhalt her mit einer so gut konstruierten Dystopie nicht gerechnet hätte, auch wenn die Grundidee, die der geniale Shusterman hier hatte, ebenso genial war. Umso gespannter war ich auf den zweiten Teil "Der Aufstand", der am Ende fast noch einmal einen drauf gelegt hat. Wie beim Auftakt fliegt man mehr durch die Seiten, als alles andere und fiebert in jeder einzelnen Zeile mit. Für mich gehört "Vollendet" jetzt schon zu eine der besten Dystopien, die ich je gelesen habe und ich freue mich auf die beiden letzten Bände.
Es gibt Bücher, die lassen einen mit einem wohligen Gefühl zurück und man kehrt mit einem Lächeln in seinen Alltag zurück, so eine Geschichte erzählt die Autorin Marieke Lucas Rijnvard in ihrem Roman "Was man sät" nicht. Selten zuvor war ich von einer Geschichte fast schon angewidert und empfand gleichzeitig in jeder Faser die fast schon schmerzliche Schönheit dieses Buches und die poetische und bildhafte Sprache, in der die Autorin Bilder in den Köpfen ihrer Leserinnen und Leser zeichnet. Rijnvard erzählt die Geschichte einer Familie, die mit einem unglaublichen Verlust zu kämpfen hat und langsam daran zerbricht. Und das tut weh, es widert an, es ist schmerzhaft aber es ist so besonders, dass man "Was man sät" nicht mehr vergessen wird, wenn man die letzte Seite gelesen hat.
Weiter geht es mit meinem ersten Monatshighlight. Als ich "A good girl's guide to murder" von Holly Jackson angefangen habe zu lesen, muss ich zugeben, dass ich nicht gedacht habe, dass der Jugendkrimi am Ende ein Monatshighlight wird. Doch relativ schnell belehrte mich die Autorin und ihre unglaublich sympathische Heldin Pippa eines Besseren. Die zweite Hälfte des Buches habe ich an einem Stück gelesen, weil es unmöglich war die Geschichte wegzulegen, man muss wissen, wie sie ausgeht. Holly Jackson erzählt hier einen hervorragend konstruierten Krimi voller nicht vorauszuahnenden Wendungen, der sich noch dazu den Charme des klassischen englischen Krimi bewahrt hat. Agatha Christie hätte anerkennend applaudiert und das Beste ist, "A good girl's guide to murder" ist der Anfang einer Reihe um die Nachwuchsdetektivin Pippa, ich freue mich jetzt schon auf ihr nächstes Abenteuer.
Und da wäre auch schon das zweite Monatshighlight und gleichzeitig das letzte Buch aus dem Lesemonat Januar. "Three women" von Lisa Taddeo hatte ich schon sehr lange vor Veröffentlichung des Buches auf der Wunschliste stehen. Und das Warten hat sich gelohnt. Die Autorin erzählt die wahre Geschichte dreier Frauen, die über ihr Leben, ihre Liebe, ihre Sehnsüchte und ihre Leidenschaft sprechen. Diese Leben erzählt Lisa Taddeo auf so intensive und intime Weise, dass es manchmal schon zu viel zu werden scheint. Doch trotzdem ist "Three women" ein tolles Buch geworden, das man den Frauen in seinem Leben, die man bewundert und liebt, schenken und der fremden Frau auf der Straße in die Hand drücken möchte.
Und schon sind wir wieder am Ende. Zusammenfassend würde ich behaupten, dass es ein sehr erfolgreicher Lesemonat war. Ich bin gespannt, was der Februar bringen wird.
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