Freitag, 10. April 2020

Lesemonat März

Etwas verspätet reiche ich euch nun meinen Lesemonat März nach. Dieser hat sich am Ende relativ kurz gehalten mit vier beendeten Büchern und insgesamt 1716 Seiten. Besser ein paar Bücher, als gar keine. Das wären die Fakten, dann können wir loslegen.

Begonnen hat der Lesemonat mit dem Finale der Lockwood und Co. Reihe von Jonathan Stroud. Ich weiß nicht, warum ich so lange dafür gebraucht habe "Das grauenvolle Grab" endlich zu lesen. Höchst wahrscheinlich hat es ein bisschen mit Wehmut zu tun, weil die Buchreihe um den höchst charismatischen Anthony Lockwood, seinen Mitarbeitern und seiner Geisteragentur hiermit endet. Natürlich befinden wir uns wieder in London, das, sobald es dunkel wird von zahlreichen Geistern heimgesucht wird. Doch woher kam eigentlich diese mysteriöse Geisterepidemie, die sich Nacht für Nacht in Londons Straßen wiederholt? Dieser Frage gehen Lockwood und seine Gefährten im letzten Band der Reihe nach und genau wie alle vier Vorgänger ist "Das grauenvolle Grab" ein spannender, witziger und gruseliger Lesegenuss für Jung und Alt. Diese Geisteragentur werde ich mit Sicherheit vermissen.

Weiter ging es im März mit dem neuen wunderbaren Buch von Patrick Hertweck. "Tara und Tahnee" ist ein toll erzähltes Abenteuer über ein mutiges Mädchen geworden, die sich aufmacht zu einer langen Reise, um ihren Vater zu befreien und seine Unschuld zu beweisen. Dieses Mal nimmt uns Patrick Hertweck weit mit in die Vergangenheit, in der Autos bloß eine nicht vorstellbare Zukunftsvision waren und in der Cowboys, Indianer und Kopfgeldjäger in der Überzahl waren. Als unsere Protagonistin schließlich das Ende ihrer Reise erreicht, findet sie viel mehr, als sie jemals ahnen konnte. Nach seinem Debüt war das nun schon die zweite Geschichte von Patrick Hertweck, die mir richtig gut gefallen hat. Zu "Tara und Tahnee" habe ich auch eine Rezension geschrieben.

Das nächste Buch stand schon lange vor seinem Erscheinen auf meiner Wunschliste. Ich habe eine Schwäche für Klassiker-Adaptionen und da kam Christina Henry mit dem ersten Teil der Chroniken von Alice "Finsternis im Wunderland" natürlich gerade recht. Seit zehn Jahren ist Alice bereits in dem kleinen Zimmer im Hospital eingesperrt und jagt ihren verlorenen Erinnerungen nach. Sie weiß nicht mehr, was sie an diesen Ort gebracht hat, nur, dass es mit einem weißen Kaninchen zu tun hat. Als ein Brand im Hospital ausbricht, gelingt Alice mit ihrem Zimmernachbarn Hatcher, einem verrückten Axtmörder die Flucht. Doch nun muss sich Alice ihrer Vergangenheit stellen und dem, was das weiße Kaninchen ihr angetan hat. Nach anfänglichen Schwierigkeiten habe ich mich gut in die Geschichte eingefunden. Die Geschichte ist nichts für schwache Nerven, hat aber auch einiges an Potenzial, ich bin gespannt auf die Fortsetzung. Auch zu "Finsternis im Wunderland" habe ich eine Rezension geschrieben. 

Und zu guter letzt, kam dann noch ein King. Bei Stephen King's "Finderlohn" habe ich meine seltsame Eigenart mal wieder spielen lassen nicht wirklich zusammenhängende Reihen mittendrin zu beginnen, weil mich der Inhalt so interessiert hat. In "Finderlohn" spielen Bücher eine große Rolle und nicht wirklich gesunde Obsessionen für ehemalige Bestseller Autoren. Das klang nach einer Geschichte, die ich unbedingt sofort lesen musste und mich nicht erst mit dem ersten Teil der Bill Hodges Reihe aufzuhalten. Nach der Lektüre habe ich dann aber doch beschlossen die gesamte Reihe zu lesen, weil mich das Buch zu gut unterhalten hat und ich vor allem die Figur von Bill Hodges auf jeder Seite gefeiert habe. "Finderlohn" ist viel mehr ein Krimi als irgendetwas anderes, doch auch das beherrscht King grandios. 

Das ging schnell. Das war er schon wieder. Mein Lesemonat März. Klein aber fein, und vor allem sehr unterhaltsam. Ich freue mich schon auf die Bücher, die mich im April erwarten. 

Samstag, 4. April 2020

Christina Henry - Finsternis im Wunderland (Die Chroniken von Alice)




Verlag: Penhaligon
Seiten: 352
Erschienen: 16. März 2020
Preis: 18 Euro (Ebook: 12.99 Euro)









Bereits seit zehn Jahren ist Alice in ihrem kleinen Zimmer in den düstern Hospital gefangen. Alles, was ihr geblieben ist, sind bruckstückhafte Erinnerungen an ihre Vergangenheit und den Grund, warum sie schlussendlich in dieser Anstalt gelandet ist. Sie weiß, dass in ihren unvollständigen Erinnerungen ein Mann mit Kaninchenohren eine große Rolle spielt, denn dieser Mann verfolgt Alice bis in ihre Albträume. Wer ist Alice und warum ist sie an diesem grausamen Ort gelandet?
Als ein Feuer im Hospital ausbricht, sieht Alice endlich die Chance für ihre Flucht gekommen. Zusammen mit ihrem Zimmernachbarn Hatcher, ein geisteskranker Axtmörder, der in den letzten Jahren zu einem Freund geworden ist, macht sie sich auf dem Weg ins Unbekannte. Doch außer Alice und Hatcher ist auch etwas Anderes aus dem Hospital entkommen, etwas Dunkles und zutiefst Bedrohliches, das in den Tiefen der Anstalt eingesperrt war und sich nun auf die Jagd nach Blut macht. Alice erkennt, dass ihr Schicksal untrennbar mit diesem Ungeheuer zusammenhängt und erst, wenn sie dieses besiegt, wird sie endlich erfahren, was mit ihr passiert ist und was das weiße Kaninchen getan hat...

Schon lange, bevor der erste Teil der Chroniken von Alice "Finsternis im Wunderland" von Christina Henry erschien, stand das Buch auf meiner Wunschliste. Klassiker Adaptionen übten schon immer eine Faszination auf mich aus und diese düstere und unheimliche Neuinszenierung von Lewis Carrolls "Alice im Wunderland" schien damit genau das Richtige für mich zu sein. Nach der letzten gelesenen Seite, ließ mich die Geschichte schlussendlich mit zwiespältigen Gefühlen zurück. Ich hatte anfangs etwas Probleme in die Geschichte hineinzufinden, da die Leserin und der Leser wie Alice selbst im Original durch ein Kaninchenloch mitten ins Wunderland, oder im vorliegenden Fall mitten in die Handlung hineinfallen. Es fiel zunächst schwer sich in dem düstern Hospital zurechtzufinden, weil die Alice, die man in "Finsternis im Wunderland" begegnet sich doch im erheblichen Maße von der Alice aus dem Original unterscheidet. 
Doch, wenn man sich mit dem düsteren Setting arrangiert hat, wird Christina Henrys Adaption unglaublich interessant. Ganz besonders gefallen haben mir die Interpretationen, seitens der Autorin, der verschiedenen Figuren aus Carrolls Klassiker. Mit diesen finsteren charakterlichen Neuinterpretationen breitet sich eine vielschichtige, spannende und detailreiche Handlung vor dem Leser aus. Henry reißt den Handlungsstrang, passend zu der düsteren Stimmung ihrer Adaption, aus dem klassischen Wunderland hinaus und verfrachtet ihn in die sogenannte 'Alte Stadt', ein zwielichtiger, gefährlicher und dunkler Ort, in dem man Gefahr läuft an jeder Ecke aufgemischt zu werden. Während der Lektüre habe ich mich mehr als einmal gefragt, wohin die Geschichte führt. Trotzdem hat mich dieser Eindruck nie negativ gestimmt, sondern ich war umso neugieriger auf das Ende des Buches. 
Auch Alice 'Gefährte', der Axtmörder Hatcher, verkörperte einen unglaublich interessanten und vielseitigen Charakter in der Geschichte. Ich hoffe, dass man im Folgeband noch ein bisschen mehr über ihn und vor allem über seine Vergangenheit erfahren wird. 
Christina Henrys Neuinterpretation von Carrolls Klassiker ist also zusammenfassend eine gelungene düstere Reise geworden, wobei ich an dieser Stelle noch einmal das Düstere besonders hervorheben möchte, denn meiner Ansicht nach, braucht der erste Teil der Alice-Chroniken eine Triggerwarnung zu Beginn der Geschichte, da man es im Verlauf des Romans mit unglaublich und erschreckend vielen Arten von Gewalt zu tun bekommt, die man, gerade, weil es sich im Original um ein Kinderbuch handelt, in dieser Form nicht erwarten würde. 
Bleibt mir nur noch mich auf die Fortsetzung der Alice-Chroniken zu freuen.