Verlag: Diogenes
Seiten: 417
Erschienen: 22. Mai 2019
Preis: 25 Euro (Ebook: 21.99 Euro)
Charlie ist in den mittleren Jahren und lebt in einer kleinen Wohnung in London. Als er unerwartet an eine größere Menge Bargeld kommt, entscheidet er sich gegen einen Umzug in eine größere Wohnung und für eine ganz besondere Anschaffung. Er legt sich einen der ersten auf den Markt kommenden Roboter zu. Er trägt den Namen Adam und unterscheidet sich im Aussehen und Verhalten fast nicht mehr von den Menschen, außer, dass er einen Supercomputer im Kopf hat. Zusammen mit seiner Nachbarin Miranda, in die sich Charlie mittlerweile verliebt hat, legen sie gemeinsam Adams Persönlichkeit fest und stolpern in ein Leben mit einer künstlichen Intelligenz.
Doch wie viel Leben und wie viel Bewusstsein steckt eigentlich in Adam?
Diese Frage muss sich Charlie stellen, als Adam ihm das Geständnis macht, dass er sich ebenfalls in Miranda verliebt hat und sich zwischen den ungewöhnlichen Protagonisten eine Dreiecksgeschichte entwickelt.
Schon lange im Vorfeld habe ich mich auf Ian McEwans neuen Roman "Maschinen wie ich" gefreut. Der Inhalt klang ungewöhnlich und ich erwartete eine frische und ebenso ungewöhnliche Geschichte. Und die habe ich bekommen.
McEwan beschäftigt sich mit einem Thema, das die Menschen schon lange fasziniert hat, künstliche Intelligenzen. Aber er geht noch einen Schritt weiter, in "Maschinen wie ich" erleben wir ein London in den achtziger Jahren, das von Inflation und Arbeitslosigkeit gezeichnet ist. Doch der Grund dafür sind hauptsächlich die Unmengen an Maschinen, die auf den Markt gespült werden und menschliche Arbeit immer mehr ersetzen. Hier ist die Welt in Sachen künstliche Intelligenzen einen erheblichen Schritt weiter, als sie es im wirklichen London der achtziger Jahre gewesen ist.
Im Mittelpunkt von McEwans Geschichte steht Charlie, ein Mann in den mittleren Jahren, der, nachdem er zu einer großen Menge Bargeld kommt, sich dagegen entscheidet aus seiner trostlosen und viel zu kleinen Wohnung auszuziehen, um sich etwas Größeres zu leisten und stattdessen einen der ersten menschlichen Roboter kauft. An dieser Handlung erkennt man, dass Charlie noch nicht wirklich im Erwachsenenleben angekommen scheint. Er beschwert sich zwar öfter über seine Wohnsituation, doch als er die Möglichkeit bekommt diese zu ändern, entscheidet er sich aus purer und vielleicht auch ein wenig kindlicher Neugier heraus sich ein persönliches Spielzeug zuzulegen. Doch als erst Miranda und dann auch noch Adam in sein Leben treten, ändert sich alles. Zuerst ist da Miranda, seine Nachbarin, für die Charlie Gefühle entwickelt, die er sich selbst nicht ganz erklären kann und auch Miranda bleibt zunächst undurchsichtig und scheint ein Geheimnis mit sich herum zu tragen. Und dann ist da Adam, der wohl prägnanteste und interessanteste 'Charakter' in "Maschinen wie ich", der, während die Handlung voranschreitet ein eigenes Bewusstsein zu entwickeln scheint, das, wie er selbst behauptet, fähig ist nicht nur erstaunliche Leistungen anhand des Supercomputers in seinem Kopf zu produzieren, sondern auch lieben und so etwas wie Moral entwickeln kann. Und genau hierbei erkennt man, warum Ian McEwan mit "Maschinen wie ich" ein Kunststück gelungen ist.
Der Autor stellt die richtigen und wichtigen Fragen, mit denen wir uns auch in der Realität irgendwann beschäftigen müssen.
Wie viel Bewusstsein kann eine künstliche Intelligenz im täglichen Umgang mit Menschen entwickeln?
Sind sie tatsächlich fähig zu lieben, zu trauern, also Emotionen zu haben, und auf moralische Weise zu handeln?
Was passiert eigentlich mit einen 'Maschinen-Gehirn', das nicht wie bei uns die enorme Menge an vor allem negativer Information, wie Klimawandel, Krieg, Mord etc., herausfiltern kann? Also die Welt, wie grausam sie die meiste Zeit ist, pur und ohne Filter erleben muss?
Und vor allem, was geschieht eigentlich mit der Gesellschaft, wenn uns Maschinen und künstliche Intelligenzen irgendwann ersetzen?
Diese Fragen geht McEwan in seinem neuen Roman an und lässt um sie herum eine interessante und gut konstruierte Handlung entstehen, die "Maschinen wie ich" zu einer unglaublich guten und sehr lesenswerten Lektüre macht.