Samstag, 4. April 2020

Christina Henry - Finsternis im Wunderland (Die Chroniken von Alice)




Verlag: Penhaligon
Seiten: 352
Erschienen: 16. März 2020
Preis: 18 Euro (Ebook: 12.99 Euro)









Bereits seit zehn Jahren ist Alice in ihrem kleinen Zimmer in den düstern Hospital gefangen. Alles, was ihr geblieben ist, sind bruckstückhafte Erinnerungen an ihre Vergangenheit und den Grund, warum sie schlussendlich in dieser Anstalt gelandet ist. Sie weiß, dass in ihren unvollständigen Erinnerungen ein Mann mit Kaninchenohren eine große Rolle spielt, denn dieser Mann verfolgt Alice bis in ihre Albträume. Wer ist Alice und warum ist sie an diesem grausamen Ort gelandet?
Als ein Feuer im Hospital ausbricht, sieht Alice endlich die Chance für ihre Flucht gekommen. Zusammen mit ihrem Zimmernachbarn Hatcher, ein geisteskranker Axtmörder, der in den letzten Jahren zu einem Freund geworden ist, macht sie sich auf dem Weg ins Unbekannte. Doch außer Alice und Hatcher ist auch etwas Anderes aus dem Hospital entkommen, etwas Dunkles und zutiefst Bedrohliches, das in den Tiefen der Anstalt eingesperrt war und sich nun auf die Jagd nach Blut macht. Alice erkennt, dass ihr Schicksal untrennbar mit diesem Ungeheuer zusammenhängt und erst, wenn sie dieses besiegt, wird sie endlich erfahren, was mit ihr passiert ist und was das weiße Kaninchen getan hat...

Schon lange, bevor der erste Teil der Chroniken von Alice "Finsternis im Wunderland" von Christina Henry erschien, stand das Buch auf meiner Wunschliste. Klassiker Adaptionen übten schon immer eine Faszination auf mich aus und diese düstere und unheimliche Neuinszenierung von Lewis Carrolls "Alice im Wunderland" schien damit genau das Richtige für mich zu sein. Nach der letzten gelesenen Seite, ließ mich die Geschichte schlussendlich mit zwiespältigen Gefühlen zurück. Ich hatte anfangs etwas Probleme in die Geschichte hineinzufinden, da die Leserin und der Leser wie Alice selbst im Original durch ein Kaninchenloch mitten ins Wunderland, oder im vorliegenden Fall mitten in die Handlung hineinfallen. Es fiel zunächst schwer sich in dem düstern Hospital zurechtzufinden, weil die Alice, die man in "Finsternis im Wunderland" begegnet sich doch im erheblichen Maße von der Alice aus dem Original unterscheidet. 
Doch, wenn man sich mit dem düsteren Setting arrangiert hat, wird Christina Henrys Adaption unglaublich interessant. Ganz besonders gefallen haben mir die Interpretationen, seitens der Autorin, der verschiedenen Figuren aus Carrolls Klassiker. Mit diesen finsteren charakterlichen Neuinterpretationen breitet sich eine vielschichtige, spannende und detailreiche Handlung vor dem Leser aus. Henry reißt den Handlungsstrang, passend zu der düsteren Stimmung ihrer Adaption, aus dem klassischen Wunderland hinaus und verfrachtet ihn in die sogenannte 'Alte Stadt', ein zwielichtiger, gefährlicher und dunkler Ort, in dem man Gefahr läuft an jeder Ecke aufgemischt zu werden. Während der Lektüre habe ich mich mehr als einmal gefragt, wohin die Geschichte führt. Trotzdem hat mich dieser Eindruck nie negativ gestimmt, sondern ich war umso neugieriger auf das Ende des Buches. 
Auch Alice 'Gefährte', der Axtmörder Hatcher, verkörperte einen unglaublich interessanten und vielseitigen Charakter in der Geschichte. Ich hoffe, dass man im Folgeband noch ein bisschen mehr über ihn und vor allem über seine Vergangenheit erfahren wird. 
Christina Henrys Neuinterpretation von Carrolls Klassiker ist also zusammenfassend eine gelungene düstere Reise geworden, wobei ich an dieser Stelle noch einmal das Düstere besonders hervorheben möchte, denn meiner Ansicht nach, braucht der erste Teil der Alice-Chroniken eine Triggerwarnung zu Beginn der Geschichte, da man es im Verlauf des Romans mit unglaublich und erschreckend vielen Arten von Gewalt zu tun bekommt, die man, gerade, weil es sich im Original um ein Kinderbuch handelt, in dieser Form nicht erwarten würde. 
Bleibt mir nur noch mich auf die Fortsetzung der Alice-Chroniken zu freuen. 

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