Sonntag, 13. August 2017

Omar El Akkad - American War





Verlag: S.Fischer 
Seiten: 448
Erschienen: 27. Juli 2017
Preis: 24 Euro (Ebook: 19.99 Euro)







Die USA im Jahr 2075. 
Der Klimawandel hat die Küsten des Landes verschwinden lassen und dringt immer weiter ins Land ein. Die Vereinigten Staaten von Amerika befinden sich in einem Bürgerkrieg nie gekannten Ausmaßes. Die Nordstaaten, die sich nur noch als 'Blaue' bezeichnen, kämpfen gegen die Südstaaten, die sogenannten 'Roten', die bereits ein eigenes Land gegründet haben.
Mittendrin in diesem beängstigenden Zukunftsszenario, die Familie Chestnut mit ihren drei Kindern Sarat, Dana und Simon. Als die Familie überstürzt aus ihrem bisherigen Heim fliehen muss, glauben die Südstaatler in einem riesigen Flüchtlingscamp Zuflucht gefunden zu haben, doch plötzlich überschlagen sich die Ereignisse und ebnen den Weg für die Familie Chestnut in ihr furchtbares Schicksal hinein...

"American War", der erste Roman des Journalisten Omar El Akkad, ist so aktuell, dass man bei jeder weiteren gelesenen Seite nicht weiß, ob man dem Autoren applaudieren oder sich verängstigt irgendwo einschließen und verbarrikadieren soll. El Akkad zeichnet ein erschreckendes Bild der USA, die sich zu einem Dritte-Welt-Land entwickelt haben. Gezeichnet vom jahrelangen Krieg und gravierenden Klimaschäden erinnert nichts mehr an die Supermacht, die das Land einmal gewesen war. 
Mittendrin in diesem politischen, gesellschaftlichen und klimatischen Chaos wird die Geschichte der Familie Chestnut erzählt, die schon sehr bald die Geschichte von Sarat wird. Die Familie wird auf ihren Weg ins Flüchtlingscamp begleitet, das ihr neues Zuhause sein soll. Vom Flüchtlingscamp aus verschärft sich der Fokus der erzählerischen Haltung des Autoren immer mehr auf die Figur Sarat, die ich persönlich auch als Hauptprotagonistin bezeichnen würde, auch wenn die Geschichte aus verschiedenen Perspektiven erzählt wird. Genau diese unterschiedlichen Perspektiven auf das Geschehen, ermöglichen den Leser erstens einen genaueren Blick in das jeweilige Innenleben der Figur und ihrer persönlichen Einschätzung der schwierigen Gesamtlage und zweitens, was ich persönlich sehr interessant fand, die Wahrnehmung gegenüber der Hauptprotagonistin Sarat. Diese macht nämlich, während der Handlung in "American War", eine so krasse und intensive Entwicklung durch, dass es spannend war zu lesen, wie sie von ihren Mitmenschen wahr genommen wurde. Man begegnet gewiss nicht oft einer literarischen Figur wie Sarat. Besonders die Einschätzungen von Sarats Neffen im letzten Drittel des Buches fand ich besonders gut gelungen, da es sich bei ihren Neffen um einen der wenigen Personen handelt, denen Sarat echte Zuneigung entgegen bringt, auch wenn sie gerade am Schluss diese Zuneigung in einem Maße demonstriert, den die meisten Menschen nicht verstehen würden.
"American War" ist beängstigend. So viel steht fest. Es mag sein, dass es sich um Fiktion handelt, doch wenn man heutzutage nur einmal Nachrichten schaut, kommt es einen so vor, als hätte der Autor eine Kristallkugel zu Hause, mit der er einmal einen Rundumblick in die Zukunft geworfen hat. "American War" mag eine Dystopie sein, doch man bekommt das Gefühl nicht los, als würden in der heutigen Zeit die Weichen gestellt, um dieses erschreckende Zukunftsbild irgendwann Wirklichkeit werden zu lassen. Die 'Washington Post' schreibt zu "American War", dass es sich um eine Geschichte für all diejenigen handelt, die die Ära Trump umtreibt. Ich würde sogar so weit gehen, um zu behaupten, dass, wenn Trump dieses Jahr nur ein Buch lesen würde, es dieses sein muss. 

3 Kommentare:

  1. Hallo Lisa,
    deine Rezension macht große Lust auf das Buch! Es steht schon auf meiner Hörbuch-Wunschliste bereit. Bin froh, dass es das HB ungekürzt gibt, sonst müsste ich tatsächlich zum gedruckten Buch greifen.
    Dieses Jahr habe ich schon einige Bücher gesehen, die Trump unbedingt lesen müsste. Traurig, dass dieses dazughört...
    GlG vom monerl

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    1. Ja, es war gleichsam erschreckend und faszinierend zu lesen. Ich wünsche dir viele tolle Lese- bzw. Hörstunden.
      Liebe Grüße Lisa

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  2. Hallo liebe Lisa!

    Wow, ich bin richtig geflasht von deiner Rezension! Das Buch muss ich auf jeden Fall lesen...klingt nach einer sehr außergewöhnlichen und beängstigenden Dystopie.

    Liebste Grüße
    Nina von BookBlossom

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