Verlag: Heyne
Seiten: 600
Erschienen: 27. August 2015
Preis: 22.99 Euro ( Ebook: 18.99 Euro )
Mikael Blomkvist ist in einer Art Midlife-Crisis geraten. Seinem Magazin 'Millenium' fehlen immer mehr Anzeigekunden, so dass sie bereits Hilfe von außerhalb annehmen mussten. Zudem setzt sich der einstige Vorzeige-Journalist Schwedens mit der Frage auseinander, ob das Schreiben wirklich das Richtige für ihn ist und er nicht doch lieber die Branche wechseln sollte.
An diese Stimmung angepasst, schenkt er dem Informanten, der ihn dringend sprechen wollte und dabei eine große Story versprach, erst einmal nicht wirklich Glauben. Ein berühmter Wissenschaftler, namens Frans Balder, hätte dem Journalisten etwas zu erzählen, das einen weltweiten Skandal auslösen könnte. Richtig Gehör schenkt Blomkvist der Geschichte erst, als der besagte Wissenschaftler ihn mitten in der Nacht kontaktiert und um ein sofortiges Treffen bittet.
Als sich die Ereignisse in der Nacht überschlagen, Balder Opfer eines Mordes wird und herauskommt, dass sein autistischer Sohn August, der noch nie ein Wort gesprochen hat, Zeuge des Verbrechens an seinem Vater wurde, weckt das nicht nur Blomkvists journalistischen Scharfsinn, sondern auch eine persönliche Seite in ihm.
Es stellt sich heraus, dass seine alte Freundin Lisbeth Salander ebenfalls an der Sache dran ist...
Blomkvist und Salander wieder vereint.
"Verschwörung" wurde boykottiert, zerrissen und auf allen erdenklichen Weisen kritisiert. Von 'Leichenfledderei' bis zur Schändung der Erinnerung an Stieg Larsson war die Rede.
Erstmal eins vorneweg: Auch ich gehöre zu den großen Anhängern der Millenium-Trilogie. "Verblendung", "Vergebung" und "Verdammnis" haben ihren Schöpfer Stieg Larsson in eine Liga katapultiert, die nur schwer zu erreichen ist.
Allein die Schöpfung der Figur 'Lisbeth Salander' ist ein Kunststück, das man vielleicht in eines von tausend Büchern findet. Eine Heldin, die keine sein will und sich trotzdem in die Herzen Millionen Leser gespielt hat. Einfach, weil sie so ist, wie sie ist und nie vergisst, was im Leben das Wichtigste ist und das ist für sie: Gerechtigkeit.
Aber David Lagercrantz will sich überhaupt nicht in die Liga von Stieg Larsson erheben, viel mehr ist "Verschwörung" eine Hommage, ein Andenken an einen Autor, der viel zu früh gestorben ist.
Die Fortsetzung der Millenium-Trilogie ist ein Thriller, der auf den ersten Seiten Anlauf braucht. Der Leser muss die Tatsache erst einmal verdauen, dass Blomkvist, den man nur als brillanten und gefeierten Journalisten in Erinnerung hatte, plötzlich ein Midlife-Crisis geplagter Mann in den mittleren Jahren ist, der die Branche wechseln und ins Fernsehen will. Bitte, Herr Blomkvist, was wollen Sie denn im Fernsehen?
Doch als er dann der Story auf die Spur kommt und immer mehr bemerkt, welche Brisanz sie beinhaltet, erlebt man, wie schnell sich Blomkvist wieder auf das beschränkt, was er am besten kann: ermitteln, recherchieren und die Wahrheit, um jeden Preis, ans Tageslicht rücken.
Seine Schwäche für Lisbeth hat er auch im vierten Teil nicht abgelegt. Hier kommen wir auch zu dem Punkt, vor dem ich persönlich Bedenken hatte. Lisbeth Salander ist eine der faszinierendsten und eindrucksvollsten Romanfiguren, die jemals geschaffen wurden. Kann ihr ein David Lagercrantz gerecht werden? Er kann.
Zumindest hatte ich das Gefühl keiner vollkommen fremden Person zu begegnen, sondern einer alten Freundin, bei der ich mehr als einmal, während der Lektüre, schmunzelnd den Kopf schütten musste und gedacht habe: "Typisch Lisbeth!". Auch die Beziehung und die Umgangsweise zwischen Lisbeth und August, den autistischen Sohn von Balder, ist wunderbar beschrieben und lesenswert.
Ich glaube, das Wichtigste bei Büchern, über die im Vorfeld viel und vor allem viel Negatives geschrieben wurde, ist, sich seine eigene Meinung zu bilden. Und das ist bei "Verschwörung" so wichtig. David Lagercrantz hat einen sehr gut recherchierten, spannenden und lesenswerten Roman geschrieben.
Abseits aller Kritik und Boykottaufrufen, lässt er Blomkvist und Salander auf die Bühne zurückkehren und man erkennt, dass die beiden es noch können und wie sie es können.
Chapeau, Herr Lagercrantz!
mir hat das buch auch sehr gut gefallen - so kann es weiter gehen ;0)
AntwortenLöschenlg von der numi
Ja, das Ende lässt ja noch Spekulationen zu, ob nicht vielleicht noch ein Buch geschrieben wird :)
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